Härtere Strafen = weniger Straftaten?

Shownotes

Links in dieser Folge:

Kein Täter werden: https://www.kein-taeter-werden.de/

Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch: https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite

HILFE FÜR MENSCHEN, DIE SICH SEXUELL ZU KINDERN HINGEZOGEN FÜHLEN

Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ bietet deutschlandweit ein kostenloses und durch die Schweigepflicht geschütztes Behandlungsangebot für Männer und Frauen, Erwachsene und Jugendliche, die therapeutische Hilfe suchen, weil sie sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen.

Ziel ist es, sexuelle Übergriffe durch direkten körperlichen Kontakt oder indirekt durch den Konsum oder die Herstellung von Missbrauchsabbildungen im Internet (sogenannte Kinderpornografie) zu verhindern.

Sie selbst fühlen sich sexuell zu Kindern hingezogen oder kennen jemanden, der unter einer Pädophilie bzw. Hebephilie leiden könnte? Dann finden Sie hier mehr Informationen und den Kontakt zu "Kein Täter werden."

SELBST BETROFFEN VON SEXUELLER GEWALT?

Hier gibt es Hilfe: Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch bietet Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften einen schnellen Zugang zu Hilfe und Beratung. Auch Menschen, die sich Sorgen um ein Kind machen oder Fragen zum Thema haben, erhalten hier Unterstützung. Eine deutschlandweite Datenbank lotst die Nutzer:innen zu passenden Beratungsstellen, Krisendiensten, Psychotherapeut:innen oder Anwält:innen.

Rufen Sie an – auch im Zweifelsfall

Sprechen Sie mit den Berater:innen beim Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch. Ihr Anruf ist anonym und kostenfrei: 0800 22 55 530

Transkript anzeigen

00:00:00: In diesem Podcast geht es um Pädophile, Kindesmissbrauch und damit zusammenhängende Taten und Ereignisse.

00:00:08: Die Geschichten der Therapeuten und Pädophilen sind so in Wirklichkeit passiert.

00:00:13: Auch das Thema Sexualität und verschiedenste sexuelle Neigungen werden besprochen.

00:00:18: Sollten die diese Themen unbehagen bereiten, schalte nun lieber weg.

00:00:22: Wenn das dann tatsächlich eine so starke Wirkung hätte,

00:00:26: dass man dann halt auch sagt, dass hohe Strafen bewirken, dass die Menschen keine Straftaten mehr gehen,

00:00:32: dürfte es in der USA keinen einzigen Mord in den Bundesländern geben und Bundesstaaten geben,

00:00:39: die letztendlich die Todesstrafe haben. Aber es ist halt so nicht.

00:00:43: Hallo und herzlich willkommen zurück. Letzte Folge ist ja schon ein paar Tage her,

00:00:52: aber gut Ding will Weile haben und das bedeutet, heute muss die Folge bombastisch toll werden.

00:00:58: Spaß beiseite. Ich glaube aber wirklich, dass es eine wirklich spannende Folge heute wird,

00:01:03: denn wir haben wieder einen Gast bei uns im Studio. Herzlich willkommen Jürgen Filius,

00:01:07: Rechtsanwalt mit seiner Kanzlei. Filius, Brosch und Kollegen.

00:01:11: Und außerdem bis 2021 Mitglied im baden-württembergischen Landtag.

00:01:16: Hallo Herr Filius, schön, dass Sie heute bei uns sind.

00:01:19: Freut mich, dass ich da sein darf.

00:01:21: Dann natürlich Dr. Elizabeth Quentler-Adamo, psychologische Psychotherapeutin beim Projekt "Kein Täter werden".

00:01:27: Heute auch wieder mit am Start und sind wir ehrlich, ohne dich würde es diesen Podcast ja auch gar nicht geben.

00:01:32: Hallo.

00:01:33: Hallo Nico, ohne dich auch nicht.

00:01:35: Zum Schluss meine Wenigkeit Nico Walz. Hallöchen da draußen vor die Empfangsgeräte.

00:01:39: Beziehungsweise heute vielleicht eher iPhones, Alexas und Co.

00:01:46: Bei unserem Podcast ist ein Thema ganz unvermeidlich.

00:01:49: Und das haben wir in den vergangenen Folgen ganz oft mal so angestreift, das Thema Strafvollzug,

00:01:55: das Thema Strafmaß, allgemein juristische Themen.

00:01:59: Das ist immer ganz gefährlich mit so ein bisschen Haltwissen und wir sind beide keine Juristen.

00:02:04: Ich meine, so ist ein Studium, das dauert seine Zeit.

00:02:08: Und das haben wir beide nicht geleistet, aber Sie, Herr Filius, sind da im besten Fall unser Experte.

00:02:13: Und das Schöne ist, wir haben heute nicht nur einen Experten für die Judigative,

00:02:18: sondern eben mit Ihnen, Herr Filius, auch jemand, der sich so ein bisschen mit der Legislative auskennt.

00:02:23: Denn Sie waren ja auch zehn Jahre lang im Landtag in Baden-Württemberg für die Grünen tätig.

00:02:28: Woher kennen Sie denn das Projekt "Kein Täter werden"? Fangen wir vielleicht damit an.

00:02:32: Also das kenne ich aus verschiedenen Bezügen, sage ich mal.

00:02:35: Zum einen aus meiner anwaltlichen Tätigkeit, mit der ich ja auch nicht aufgehört habe in der Zeit,

00:02:40: als ich Landtagsabgeordneter war, da kam es auch immer wieder zu fällen,

00:02:44: dass dann doch die eine oder andere Person dann Probleme im sexuellen Strafrecht dann halt gehabt hat.

00:02:50: Und habe aber auch dieses unabhängig davon auch schon mal über die Medien selbstverständlich dann halt auch nochmal mitbekommen,

00:02:58: dass dieses Projekt nach meiner Kenntnis sehr von der Charité erst einmal auf den Weg gebracht

00:03:04: und dann halt auch weiter heruntergegeben, also jetzt hier an die Universität auch nach Ulm.

00:03:09: Das fand ich natürlich sehr, sehr wichtig und gut, weil ich finde,

00:03:14: natürlich ein Strafrechtler ist ja meistens da tätig in der Repression.

00:03:19: Also Repression heißt ja, da ist schon etwas passiert und hier "Kein Täter werden" ist ja klassisch Prävention.

00:03:26: Also genau das Gefahrenabwehr, dass man danach sagt, Mensch, ich weiß, da liegt ein Problem,

00:03:31: da möchte ich dann gegensteuern und ich finde es natürlich sehr, sehr gut, dass es dieses Projekt gibt.

00:03:37: Ich habe allerdings natürlich auch mitbekommen, dass dann wieder die Finanzierung bei Projekten immer eine Schwierigkeit ist.

00:03:43: Wenn man ein Projekt stößt, lässt es laufen und dann ist die Frage, wird es dann halt etabliert, dauerhaft.

00:03:49: Und da würde ich mich natürlich, wenn ich jetzt normal auch in der Verantwortung dann halt auch wäre,

00:03:54: aber den einen oder anderen kennt man ja dann trotzdem weiterhin dafür dann halt auch aussprechen,

00:03:59: dass dieses Projekt auch weiter am Start bleiben kann.

00:04:03: Ich hatte es erst für später eigentlich auf meiner Liste, aber wenn wir es jetzt schon angesprochen haben,

00:04:07: dann können wir ja kurz darüber reden. Sie waren ja auch im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Landtag jetzt.

00:04:13: Ja, das ist richtig.

00:04:15: Bin ich mir gar nicht ganz sicher, wird das in diesem Ausschuss, werden da solche Finanzierungen diskutiert

00:04:20: oder läuft das eher übergeordnet?

00:04:22: Also da muss ich jetzt ein bisschen natürlich auch noch was sagen.

00:04:25: Verblassungstendenzen, sagt man immer bei den Juristen, wenn das etwas länger her ist.

00:04:29: Also ob dann vielleicht vor zehn Jahren das dann doch nochmal an einer Rubrik besprochen worden ist,

00:04:35: das kann durchaus sein, aber es war es auf jeden Fall nicht so auf dem Tableau,

00:04:39: dass es mir jetzt dann nochmal sehr innerlich dann halt auch wäre.

00:04:42: Also das halte ich für weniger wahrscheinlich.

00:04:46: Ich war ja, und das ist vielleicht nochmal die wichtigere Botschaft, die ich sagen kann,

00:04:50: ich war ja für meine Fraktion rechtspolitischer Sprecher

00:04:53: und dort war ich auch Strafvollzugsbeauftragter.

00:04:56: Also Strafvollzugsbeauftragter ist in jede Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg kann eine Person benennen,

00:05:02: die Strafvollzugsbeauftragter ist, der oder die Zugang zu den jeweiligen Haftanstalten auch zu jeder Tages- und Nachtzeit dann halt hat.

00:05:10: Er ist sowohl für die Bediensteten da, aber auch für die Inhaftierten selbstverständlich dann halt dabei.

00:05:16: Und da in dem Bereich ist man natürlich auch mit dem Thema Sexualstrafrecht nochmals ganz anders dann halt auch in Kontakt getreten,

00:05:24: weil es ist halt auch, ja, im Punkt, das wird wahrscheinlich Frau Quendler-Adamo auch bestätigen können,

00:05:31: dass gerade die Altersgehorte, die so 60 Jahre aufwärts dann halt auch nochmal dabei ist,

00:05:36: durchaus auch da immer noch sehr empfänglich dafür ist im Bereich Pädophilie

00:05:41: und dass da wir in Baden-Württemberg auch die Sondersituation haben, dass es dort in Singen eine Justizvollzugsanstalt gibt,

00:05:50: wo also hier für die älteren Gefangenen da ist, also 60 aufwärts und da ist der Anteil relativ hoch

00:05:58: und weiß auch, dass da immer auch versucht wird, therapeutisch auch entsprechende Behandlungen dann halt auch auf den Weg zu bringen.

00:06:06: Stimmst du dem zu? Also ist es so, dass in die älteren Gegenden geht?

00:06:11: Tendenzell haben wir ja schon auch in den ersten Folgen besprochen, dass es natürlich nicht erst entsteht, wenn man 60 aufwärts ist,

00:06:20: aber selbstverständlich ist es natürlich ein großes Thema auch bei älteren Menschen, die ja auch noch sexuelles Bedürfnis haben

00:06:28: und die Präferenz ist ja auch etwas, was unabhängig ist vom Alter, eben nach unten, aber eben auch natürlich nach oben bleibt.

00:06:37: Ich würde unserem Podcast, unsere Folge heute, vielleicht gern mit einem Zitat beginnen.

00:06:42: Das ist ein Facebook-Kommentar, das habe ich vor ein paar Wochen, bin ich da tatsächlich zufällig drüber gestolpert.

00:06:47: Das war ein Zeitungsbericht und da ging es wichtig um einen mutmaßlichen sexuellen Übergriff

00:06:56: und ich zitiere das jetzt "So ein Punkt, Punkt, Punkt, der gehört für immer weggesperrt oder gleich die Todesstrafe.

00:07:05: Ich verstehe nicht, warum die Punkt, Punkt, Punkt bei uns in Deutschland nie richtig bestraft werden."

00:07:10: Also Transparenz hinweist, ich habe es ein bisschen entschärft, aber ich denke man versteht trotzdem, die Person war wütend,

00:07:18: als sie von diesem Fall gelesen hat und ich bin mir nicht sicher, ob es ein rein subjektives Gefühl von mir ist.

00:07:26: Aber ich habe das Gefühl, dass es immer öfters passiert, dass die Menschen ein gewisses Strafmaß nicht nachvollziehen können

00:07:35: bzw. vielleicht sogar ein stärkeres Strafmaß fordern.

00:07:39: Ist das nur ein subjektives Gefühl von mir oder ist Ihnen das auch schon über den Weg gelaufen, Herr Filius?

00:07:43: Also das ist natürlich in der Bevölkerung ganz breit quasi vertreten, diese Ansicht, dass man dann auch sagt,

00:07:51: dass der Staat viel zu milde und dauerhaft wegsperren und wenn es sie noch gäbe, Todesstrafe hätten da die ein oder anderen auch nichts dagegen.

00:07:59: Man muss sich auch vorstellen, im Strafvollzug sind natürlich diese Personen, die mit einer Sexualstraftat belastet sind

00:08:09: oder beziehungsweise dann halt hier verurteilt worden sind, auch auf der untersten Stufe der Gefangenen.

00:08:15: Also das ist ja ein Spiegelbild der Gesellschaft.

00:08:18: Ein Gefängnis ist tatsächlich auch wieder der, sage ich mal, White-Color-Criminality, also der Betrüger, der clever ist und so weiter,

00:08:26: der ist dann oben angesehen oder vielleicht dann auch irgendwie in Strukturen organisierte Kriminalität,

00:08:32: wo man dann halt sagt, Mensch, da ist dann ein Power dahinter und die sind ganz weit unten.

00:08:36: Die wenigsten nehmen auch ihr Urteil mit in die Haft, weil sie da Angst haben, dass dann mitgefangen ist,

00:08:43: dass dann halt auch lesen können und dann wissen sie, aha, das ist einer von denen.

00:08:49: Schwierig ist es natürlich, dass meistens gefragt wird, wegen was bestimmt verurteilt worden

00:08:54: und dann sagt er, ah, es war ein Raub und so, ah, zeig mir mal, und dann ist es auch schon vorbei.

00:08:59: Also es kommt meistens dann natürlich dann doch raus und es sind dann also auch begleitete Häuser.

00:09:04: Für Menschen, und das kann man natürlich auch verstehen, für Opfer, für Verwandte und andere,

00:09:10: ist jedes Strafmaß in der Regel zu gering, weil eine Strafe kann die Tat ja nicht wieder gutmachen.

00:09:17: Es ist ja nichts anderes als eine Strafe gegenüber jemand anderem.

00:09:21: Da kann man natürlich dann mal sagen, wenn du eine Strafe verbüsst, dann ist es getilgt.

00:09:26: Das ist ja auch ein Vorteil, dass du einfach sagst, ich bin jahrelang gesessen, ich habe dafür gebüsst,

00:09:30: ich habe was dafür getan. Aber das ist die Erfahrung, aber das ist nicht nur bei den Sexualstrafen,

00:09:37: sondern auch bei anderen, wo insbesondere es natürlich Opfer gibt.

00:09:41: Und das ist ja beim Sexualstrafrecht ja dann also nahezu immer der Fall,

00:09:45: dass man dann in der Konstellation natürlich sagt, das ist viel zu milde, das ist nicht ausreichend.

00:09:51: Und es gibt ja auch viele, die sich mit dem Thema gar nicht beschäftigen wollen.

00:09:54: Es schieben es ganz arg weit weg. Also ich nehme solche Fälle gar nicht etc. pp.

00:09:59: Das kommt natürlich auch in der Kollegenschaft ja auch vor.

00:10:02: Wie geht man denn als Anwalt mit diesem Thema eben zum Beispiel um?

00:10:07: Es kann ja auch mal sein, dass man verpflichtet wird, so jemanden zu vertreten, oder?

00:10:11: Also selbstverständlich, aber da kann man ja vielleicht nochmal das auch mit dem Hörer oder Hörerinnen auch nochmal erläutern,

00:10:18: was da der Unterschied ist. Es gibt das sogenannte Wahlmandat.

00:10:21: Also Doug kommt jeweils die betroffene Person auf einen zu und sagte,

00:10:26: ich möchte von ihnen, von der Kanzlei oder anderen vertreten werden.

00:10:30: Und das andere, Salopp sagt man der Pflichtti, also der Pflichtverteidiger oder der Pflichtverteidigerin.

00:10:37: Da haben wir die Konstellation, dass das Gericht jemanden beauftragt, ruft an.

00:10:43: Und dann kann man aber auch noch ablehnen. Also kann sagen, ich mach ich nicht.

00:10:47: Ich kann das auch zum Beispiel jetzt ein ganz spannender Fall.

00:10:53: Vielleicht ist ja das auch noch dem ein oder anderen Hörer auch bewusst.

00:10:57: Ist ja der Herr Dütru damals in Belgien gewesen.

00:11:01: Es war ein furchtbares Verfahren.

00:11:04: Und es war so, dass in Belgien das Gericht Hände ringend, eine Verteidigerin, Verteidiger suchte.

00:11:11: Alle haben abgelehnt, weil die Sorge hatten, dass alle anderen Mandate, die sie haben,

00:11:16: deswegen abspringen, weil dann der Anwalt oder die Anwältin dann dieses Mandat angenommen hat

00:11:24: oder die Verpflichtung dann halt nicht versagt hat.

00:11:27: Man muss immer eins auch noch mal sagen, ich das gerade an der Stelle erwähne.

00:11:31: Es heißt ja, Verteidiger, aber man verteidigt nicht die Tat.

00:11:35: Und das ist nämlich immer das, dass die meisten ja zu einem kommen im Strafrecht und dann sagen,

00:11:40: was, so jemand kannst du dann halt verteidigen, also quasi, dass du dann schon etwas billigst.

00:11:46: Dass du sagst, sehe ich genauso wie der oder das finde ich gar nicht schlimm, finde ich sogar gut.

00:11:52: Ist ja überhaupt nicht der Fall.

00:11:54: Die Verteidigerin ist ja nichts anderes als die einzige Person in einem Gerichtsverfahren,

00:12:00: die dann dem angeklagten, der angeklagten, dann halt auch nahe steht.

00:12:04: Das muss man sich also, also hilft das überhaupt. Alle anderen sind ja quasi im anderen Lager.

00:12:09: Unten Rechtsstaat, wie wir ja dann sind, sagt man bei solchen Taten, die ihn verbrechen,

00:12:14: dann halt darstellen, wo dann auch eine Haft verbunden ist, da ist eine Verteidigung notwendig.

00:12:19: Ich stelle mir das aber auch für den Anwalt per se jetzt manchmal gar nicht so einfach dann vor.

00:12:25: Also klar ist ich sagen, man muss da unterscheiden zwischen, ich verteidige den Menschen nicht die Tat,

00:12:30: aber sitzt man dann abends auch manchmal da und überlegt sich, poch.

00:12:33: Mache ich das jetzt oder lasse ich es lieber?

00:12:36: Also ich kann mich auch nochmal als ein Einfall erinnern, da habe ich dann auch,

00:12:39: dass man da dann also dann auch niedergelegt sagt, diese Person verteidige ich nicht.

00:12:43: Weil da war keinerlei Einsicht dann halt gegeben, dass das ein Fehlverhalten ist,

00:12:47: was man da an den Tag gelegt hat.

00:12:49: Und da ist es auf einer Verteidigung schwierig.

00:12:52: Und wenn man dann natürlich dann auch quasi gegenüber den Opfern sagt,

00:12:54: nach dem Motto, du wollten das ja eh.

00:12:56: Und wenn man dann die Aktenlage dann halt kennt, dann ist man natürlich dann auch draußen.

00:13:01: Also da hat man natürlich schon auch Möglichkeiten,

00:13:03: dass man etwas dann auch entsprechend dann halt auch wieder abgibt.

00:13:08: Lizzy, du schüttelst, also zustimm mit dem Kopf.

00:13:12: Ist das was, was du auch aus deiner, ich meine, du arbeitest mit Sexualstraftätern

00:13:17: im Justizvollzug zusammen oder eben bei kein Täter werden,

00:13:22: ist das ein Problem, das du auch kennst?

00:13:24: Absolut, also mir geht es da ganz genau so.

00:13:27: Tatsächlich ist es so, dass ich mit denjenigen gerne arbeite, die einsichtig sind

00:13:32: und die ihr Fehlverhalten auch als solches anerkennen

00:13:36: und die dann eben auch bereit sind, darüber nachzudenken,

00:13:40: steckt da dahinter, welche Motive haben sie angeleitet, diese Tat zu begehen.

00:13:46: Und dann mit diesen Menschen zu arbeiten, wäre ja eben auch im Sinne einer Resozialisierung.

00:13:53: Und diejenigen, die dann eben kommen und gar keine Einsicht zeigen,

00:13:58: sondern eben auch noch ihre kognitiven Verzerrungen präsentieren,

00:14:02: dass was es sich das Kind das so wollte und herausgefordert hat,

00:14:06: das finde ich sehr, sehr schwierig.

00:14:08: Und wenn da gar keine Einsicht möglich ist,

00:14:12: dann brech auch ich tatsächlich den therapeutischen Kontakt ab,

00:14:16: weil ich da ja nicht tun kann.

00:14:19: Die übergeordnete Frage, die ja heute dieser Folge auch so ein bisschen übersteht

00:14:25: und das ist gerade bei dem Thema Pädophilie,

00:14:27: das ist ja eine reine Haftstrafe.

00:14:30: Ist das immer zielführend oder ist es vielleicht nicht sogar besser,

00:14:33: einen therapeutischen Ansatz zu finden?

00:14:36: Wenn Sie beide jetzt sagen, da gibt es Menschen, die sehen das überhaupt nicht ein

00:14:42: und da gibt es Menschen, die sehen das ein,

00:14:44: ist das schon die erste Unterscheidung, die man da vielleicht treffen muss?

00:14:47: Wenn jemand sagt, ich bin unschuldig, ich habe nie was getan,

00:14:51: obwohl es vielleicht bewiesen ist,

00:14:53: hilft da dann überhaupt ein therapeutischer Ansatz?

00:14:56: Also da würde ich sagen ja ein.

00:14:59: Also es gibt ganz, ganz viele, also ich lerne im Strafvollzug,

00:15:02: viele Menschen kennen die sagen, ich bin ein Justizopfer

00:15:05: und das ist zunächst die Haltung,

00:15:08: mit der sie vielleicht in das erste Gespräch kommen

00:15:11: und dann ist aber eben die Aufgabe der Therapeuten im Strafvollzug

00:15:16: oder in der Forensik, ich war ja früher auch in der Forensik tätig,

00:15:20: wo viele gesagt haben, ich war das gar nicht

00:15:22: und das Urteil ist falsch oder ich habe da was eingeräumt,

00:15:25: weil mein Verteidiger hat gesagt, geben Sie alles zu,

00:15:28: dann kriegen Sie eine geringere Strafe.

00:15:30: Das ist sozusagen zunächst manchmal der Einstieg in eine Therapie,

00:15:35: wenn ich dann aber eine Therapiemotivation erarbeiten kann,

00:15:39: indem ich eben dieses Fehlverhalten als solches besprechen kann

00:15:45: oder dann eben auch mit dem Täter, das sind ja dann schon Täter,

00:15:49: das auch durchaus erarbeiten kann, dass das eben ein Fehlverhalten war,

00:15:53: dann geht vielleicht die Tür auf und ich kann schon therapeutisch arbeiten.

00:15:58: Aber das ist sicherlich eine Frage von den ersten,

00:16:02: ich würde mal sagen fünf bis zehn Gesprächen

00:16:04: und dann merkt man relativ schnell, da geht was oder da geht eben nichts.

00:16:09: Philius, wie stehen Sie dazu?

00:16:13: Also von der Frage Wendel Adamo war ja das gerade auch erwähnt,

00:16:17: dass viele dann sagen, ja, gibts doch dann zu,

00:16:20: dann, ja, aber ich war es doch dann halt nicht,

00:16:23: dann sagen wir als Verteidiger, dann ist das ein taktisches Geständnis,

00:16:26: also dann wird das auch meistens dann halt verlesen vom Anwalt oder der Anwältin

00:16:33: und dann fragt das Gericht dann nochmal die betreffende Person,

00:16:35: ist das richtig, was ihr Verteidiger da halt mitgeteilt hat?

00:16:38: Ja, das reicht dann manchmal schon in der ganzen Konstellation,

00:16:42: um ein milderes Urteil zu kriegen.

00:16:44: Die Strafen sind ja in verschiedenen Bereichen ja höher gesetzt worden,

00:16:47: es gibt jetzt wieder mal Tendenzen, wieder bei der Bildverschickung

00:16:52: und anderen, dass man da wieder weiter runterkommt,

00:16:54: weil ja da ganz viele Jugendliche dann von auch betroffen sind,

00:16:56: aber zurück zu dem Bereich, da sagen viele auch, ich bin er abreißt worden,

00:17:03: das Gericht hat es dann halt verlangt, also dass ich das dann halt auch sage

00:17:07: und viele sind natürlich auch vor Scham, weil sie das ja wissen,

00:17:11: was die Folgen dann halt auch sind, dass sie in der Gesellschaft

00:17:14: halt ganz weit unten dann halt auch stehen.

00:17:17: Also ich sage es mal, wenn Uli Hoeneß zuwählen würde,

00:17:20: aber er war ja in Haft in Landsberg am Lech,

00:17:24: hat seine Halbstrafe bekommen und anderes,

00:17:27: war aber ja quasi auf der Sozialschiene ja nicht jetzt weiter unten,

00:17:31: sondern ist weiterhin gesellschaftlich anerkannt und anderen.

00:17:34: Das ist bei diesen Bereichen ja nicht der Fall.

00:17:37: Also zwischen Haft muss man ja doch massiv unterscheiden,

00:17:40: wie man das dann halt auch bewertet.

00:17:42: Und da glaube ich, natürlich sind diese Bereiche,

00:17:48: sich da zu schämen oder da nicht zu öffnen, manchmal der leichtere Weg.

00:17:54: Sie haben gerade das mögliche Strafmaß angesprochen.

00:17:58: Mich wird mal interessieren, weil wir auch gesagt haben,

00:18:00: dass manchmal der Otto-Normal-Bürger Strafmaß nicht nachvollziehen kann.

00:18:04: Wie wird das überhaupt festgelegt?

00:18:06: Wie wird so ein mögliches Strafmaß festgelegt,

00:18:09: aus dem dann am Ende der Richter entscheiden kann, okay,

00:18:13: Fall X hatte schwere Y und deswegen gibt's Strafe Z.

00:18:19: Okay, kommt natürlich ja immer, der Jurist,

00:18:22: das ist einer der klassischen Sätze, kommt drauf an.

00:18:24: Was wir ja dann halt auch sagen und das stimmt ja dann halt auch,

00:18:27: es kommt natürlich erst einmal drauf an, wie intensiv war der Eingriff,

00:18:30: also wie schwer war das, war das jetzt einmal, zweimal, dreimal, viermal,

00:18:33: war das dann halt über eine längere Zeit, war das kurz,

00:18:36: war das dann quasi selber in der Affektsituation, war der Alkohol im Spiel.

00:18:40: Also ganz, ganz viele Komponenten kommen natürlich dann hinzu.

00:18:44: War vielleicht vorher das eine normale Beziehung,

00:18:47: die dann halt fehlerhaft geworden ist,

00:18:49: wo dann eine Gelegenheit sich ergeben hat oder anderem.

00:18:52: Das muss man natürlich dann halt auch alles sehen.

00:18:54: Also daraus ergibt sich ja letztendlich das Strafmaß.

00:18:57: Aber ja, das ist...

00:19:01: Das mögliche Strafmaß.

00:19:03: Also es gibt ja das Strafgesetzbuch, da steht dann wahrscheinlich drin.

00:19:06: Für diesen Fall kann der Mann oder die Frau mit Straf X bestraft Y bestraft werden.

00:19:13: Das entscheidet dann der Richter.

00:19:15: Ja, das entscheidet, also ja, also auch da ist, also es ist ja dann so,

00:19:18: bei den Delikten, also das geben wir mal davon aus,

00:19:20: es würde sich jetzt dann, also jetzt würde ich bei der Pädophilie,

00:19:24: also wenn wir bei der Pädophilie jetzt reinbleiben,

00:19:26: aber Sexualstrafrecht mal weiter dann halt aussehen,

00:19:29: ist es ja nicht selten.

00:19:30: Vielleicht gibt es da sogar noch eine Todesfolge und anderes.

00:19:33: Kann es ja bis zur Schwurgerichtskammer dann halt auch kommen.

00:19:35: Da kann es ja bis lebenslang dann geben, es keine Sicherungsverwahrung dann halt auch geben.

00:19:39: Aber allein ist es so, dass, das ist ein Spruchkörper.

00:19:45: Also jetzt gehen wir mal vom Schwurgericht aus.

00:19:47: Es sind drei Berufsrichter und es sind zwei sogenannte Laien, also Schöffen.

00:19:52: Die Schöffen werden quasi ausgewählt aus der Bevölkerung.

00:19:57: Meistens ist es so, dass hier die Personen über Parteien, Kirchen, Gewerkschaften,

00:20:03: Arbeitgeberverbände und anderes dann halt sagt,

00:20:05: ah ja, wir werden sind angefragt worden,

00:20:07: wer hätte denn Interesse dran Schöffen dann halt zu werden.

00:20:10: Und dann gibt es so Schöffenliste und dann werden die dann halt ausgewählt.

00:20:13: Und diese Schöffen haben natürlich eine ganz große Bedeutung.

00:20:15: Wenn die zwei Schöffen sagen, bin ich nicht dabei, mach ich nicht mit an der ganzen Sache.

00:20:20: Die kann man da nicht zu einer Entscheidung kommen, in ihrem Sinne ist dann einfach dann halt auch läuft.

00:20:26: Oder umgekehrt, aber die Schöffen natürlich auch nicht in ihrem Sinne,

00:20:29: sondern es muss dann halt dann wirklich ein Einverständnis dann halt auch da sein.

00:20:33: Aber die erste Frage war ja, warum wird dann immer was verschärft?

00:20:38: Das ist ja eher so eine gesellschaftliche Entwicklung.

00:20:42: Es war beispielsweise, als die damals 2015 die Flüchtlingswelle die erste dann halt auch stattgefunden hat.

00:20:50: Und es kam dann auf der Kölner Domplatte zu übergriffen.

00:20:54: Dann fühlt sich ja die Politik und da bin ich wieder hier quasi beim anderen Bereich der Legislative,

00:21:00: dann halt auch immer veranlasst, hier sofort darauf zu reagieren.

00:21:04: Weil von den Medien sowas dann auch faktisch immer wieder gefordert wird.

00:21:08: Höhere Strafen kann man nicht machen, da ist eine Lücke, da muss man doch nochmal dann halt richtig draufgehen.

00:21:13: Wenn das dann tatsächlich eine so starke Wirkung hätte,

00:21:17: dass man dann halt auch sagt, also hohe Strafen bewirken, dass die Menschen keine Straftaten mehr gehen,

00:21:23: dürfte es in der USA keinen einzigen Mord in den Bundesländern geben und Bundesstaaten geben,

00:21:30: die letztendlich die Todesstrafe haben.

00:21:32: Aber das ist halt so nicht.

00:21:34: Aber es wird dann quasi suggeriert, man müsse etwas dann in der Richtung tun.

00:21:37: Und dann kommen dann auch wieder solche Begriffe rein, was mich immer wieder auch besonders ärgert.

00:21:41: Wenn dann wieder ein Thema dann halt da ist, nehmen wir mal das Stichwort Antisemitismus,

00:21:45: dann wird dann nochmal der Begriff Antisemitismus bewusst nochmal reingeschrieben.

00:21:49: Jetzt sagt man sich, ja okay, jetzt haben die Antisemitismus reingeschrieben.

00:21:52: Was ist es mit Antiziganismus, müsste ich das nicht auch nochmal reinschreiben.

00:21:56: Wie sieht es dann halt mit Islamophobie und was weiß ich und alles an?

00:21:59: Und dann werden die Gesetze immer breiter und überundersichtiger.

00:22:03: Und dann sagt man, das sind ja nur die drei Sachen aufgeführt, das vierte fehlt.

00:22:08: Also ist das ja gar nicht mehr gestraft.

00:22:10: Wenn man das dann mit einem Begriff, wie wenn man dann halt sagt, gegen die Menschenwürde gerichtet,

00:22:15: ja, gegen die Menschenwürde gerichtet, kann ich alles finden.

00:22:17: Bin ich drin, bin ich in der Subsumierung.

00:22:20: Aber das ist leider eine Entwicklung in unserer Gesellschaft, aber ja nicht nur in Deutschland,

00:22:25: sondern überall, dass man dann immer dann halt sagt, da muss ich dann halt sofort darauf reagieren

00:22:29: und da kommt es zu schnell, dass es die manchmal auch nicht richtig gut sind.

00:22:33: Aus deiner Sicht, Lissie, aus einer psychologisch-psychotherapeutischen Sicht,

00:22:38: strengere Strafen, ich vermute auch, du bist da jetzt nicht unbedingt immer ein Fan davon, oder?

00:22:43: Ich bin davon gar kein Fan, weil also Herr Filius hat es ja gerade angesprochen,

00:22:49: spricht mir eher aus der Seele, das tatsächlich zum Beispiel in Amerika,

00:22:54: wo die Todesstrafe auch verwendet und angewandt wird.

00:22:58: Tatsächlich deshalb nicht weniger Straftaten verübt werden, sondern genau.

00:23:05: Zumindest sind das dann Straftaten, die in der Qualität, in der Schwere noch mal deutlicher sind.

00:23:13: Also wenn wir jetzt zum Beispiel eine Vergewaltigung uns vorstellen,

00:23:17: dann ist in einem Bundesstaat, wo jemand mit einer Haftstrafe rechnen muss,

00:23:22: die aber auf eine Zeit begrenzt ist, es bleibt es vielleicht noch bei einer Vergewaltigung,

00:23:30: wenn das in einem Bundesstaat ist, wo dann die Todesstrafe sowieso folgt.

00:23:35: Dann sind Täter tendenziell, es hat man in Untersuchungen festgestellt,

00:23:39: eher dabei dann das Opfer danach zu töten, um eben nicht erwischt zu werden.

00:23:47: Und das ist etwas, was tatsächlich auch in Untersuchungen sich gezeigt hat,

00:23:51: dass da, wo die Todesstrafe verhängt wird, die Straftaten von der Schwere her sogar zum Teil noch massiver sind.

00:23:58: Dann frage ich ganz provokativ, was ist die Lösung, wenn wir nicht strenger bestrafen sollen oder können oder sollten?

00:24:06: Also natürlich sind Strafgesetzesetze quasi die Ultima Ratio.

00:24:11: Das Verhalten ist nicht billigenswert, entspricht nicht mehr.

00:24:16: Der freien Gesellschaft war ja genau hier, dass Selbstbestimmungsrecht des anderen dann massiv tankiert wird,

00:24:22: weil du sagst, ich lebe das aus, aber die andere, die sich als Opfer aussehen, die halten nicht, die musst du schützen.

00:24:29: Also das ist natürlich klar, dass ich da auch nicht dafür plädiere, in der Konstellation zu sagen,

00:24:34: lass mir doch das Strafrechte einfach weg und dann gibt es keine weiteren Strafen.

00:24:39: Das glaube ich nicht, dass das dann also der Fall ist, sondern man merkt dann schon, dass dann wieder mehr kommt.

00:24:45: Das kann man sogar als eine Debatte zustehen, wie man will, jetzt bei dem Cannabisgesetz dann halt nochmal sehen.

00:24:51: Vorher war das ja strafbewert und das habe ich vor Kurzem dann halt auch gelesen,

00:24:55: dass die Anzahl der medizinischen Cannabiskäuferinnen extrem zugenommen haben,

00:25:01: dass ich glaube, legen Sie mich nicht fest, sind es glaube ich von 13 Tonnen, sind es jetzt glaube ich 70 Tonnen ungefähr, was da also quasi ankommt.

00:25:10: Also es ist natürlich dann schon ein Punkt.

00:25:12: Bitte, ich möchte kein Vergleiches in dem Hinblick dann halt bringen, wenn jemand was raucht.

00:25:16: Also hat das natürlich überhaupt eine ganz andere Dimension wie das, was wir jetzt hier besprechen.

00:25:20: Aber ich sage nur, wenn man dann halt sagt, okay, ich nehme einfach die Strafe runter,

00:25:25: lass die Leute dann sagen, noch gut, kann ich ja machen.

00:25:27: So wie mein Autofahren, wenn ich dann halt auch sage, okay, es hat die 100er-Zone dann halt weg,

00:25:31: dann fahren wir vielleicht doch wieder 150 oder 200, das ist vielleicht dann doch zu viel.

00:25:35: Also diese Regelungen haben ja doch überall einen Sinn.

00:25:38: Lissi, was ist für dich die perfekte Lösung?

00:25:43: Ist es ein Strafvollzug in Verbindung mit einer psychotherapeutischen Behandlung?

00:25:49: Kann man überhaupt sagen, da gibt es einen perfekten Weg oder ist das auch wieder, es kommt darauf an, je nachdem, welche Person das auch ist.

00:25:56: Also ich glaube, dass das insgesamt eine Frage, eine sehr, sehr große und durchaus differenziert zu betrachten, die Frage ist.

00:26:04: Also ich glaube auch nicht, dass es Sinn macht, die Strafen abzuschaffen,

00:26:08: wir brauchen Konsequenzen, wenn Fehlverhalten begangen wird.

00:26:13: Das kennen wir, das habe ich ja schon mal, glaube ich, sogar gebracht als Beispiel,

00:26:17: wenn ein Kind etwas tut, was wir nicht wollen, was es sich, keine Ahnung, irgendwas zerstört absichtlich,

00:26:25: Es ist auch wichtig, dass das Kind Grenzen erfährt und das Gleiche gilt aus meiner Sicht

00:26:29: auch für erwachsene Menschen, die deutlich Grenzen aufgezeigt kriegen müssen.

00:26:35: Nur das Strafmaß, würde ich denken, kann es nicht alleine sein, sondern aus meiner

00:26:42: Sicht ist es schon wichtig, dann nochmal über die Art und Weise des Vollzugs nachzudenken.

00:26:48: Und da durchaus zu unterscheiden, ist das ein Täter, der immer wieder diese Taten begeht,

00:26:56: ist das jemand, der das aus niedrigen Beweggründen, ich weiß nicht, also, dass man das sozusagen

00:27:01: wirklich sehr differenziert anschaut, was sind die Motive, die zugrunde liegen und

00:27:06: dann drüber nachdenkt, womit kann diese Person davon abgehalten werden, das in Zukunft wieder

00:27:14: zu begehen.

00:27:15: Und da kann es durchaus adäquat sein, eine Strafe für die begangene Tat zu verhängen

00:27:21: in Zusammenhang mit einer therapeutischen Intervention, um eben dann die Straffreiheit

00:27:30: in Zukunft zu gewährleisten.

00:27:32: Ja, also dafür plädiere ich im Grunde genommen, dass Menschen zwar bestraft werden, aber

00:27:38: dann auch wieder eine Chance kriegen müssen, sich zu bewähren und es besser zu machen.

00:27:44: Es mag sich jetzt nicht so anhören, weil wir gerade viele Dinge besprechen, die eventuell

00:27:49: verbessert werden müssten, aber es ist ja durchaus, es wird ja auch einiges gemacht,

00:27:53: habe ich das Gefühl, oder?

00:27:54: Bild ich mir das nur ein.

00:27:56: Es gibt ja die Möglichkeit vielleicht nicht genug, aber immer mehr, dass die Leute danach

00:28:02: sich bessern können.

00:28:03: Ja, also ja ein, also wir haben ja unterschiedliche Arten von Einrichtungen im Strafvollzug,

00:28:10: also wir haben ja zum Beispiel die forensischen Psychiatrien, wo Menschen, die eine Straftat

00:28:14: aufgrund einer psychischen Erkrankung oder aufgrund einer Suchterkrankung begehen, eine

00:28:20: Strafe erfahren und begleitend therapeutische Maßnahmen bekommen, um eben eine weitere Straffälligkeit

00:28:28: in Zukunft zu vermeiden.

00:28:30: Da haben wir das therapeutische Moment ja automatisch mit drinnen.

00:28:34: Wir haben ähnlich auch die sozialtherapeutischen Anstalten, wo Gewalt- und Sexualstraftäter

00:28:42: dann hinkommen können, wenn Platz ist.

00:28:45: Das sind so Einrichtungen, die dann innerhalb des Regelvollzugs sozusagen bestehen und dann

00:28:52: nach Prüfung bei bestimmten Straftaten mit einer bestimmten, mit einem bestimmten

00:28:57: Strafmaß wird das dann überprüft, ob der Gefangene oder der Täter sozusagen diese

00:29:03: Möglichkeit erhält, in dieser Einrichtung eine Therapie zu machen.

00:29:08: Dafür brauchen sie aber eben einen Platz, dann muss das Strafmaß hoch genug sein, damit

00:29:13: am Ende der Therapie dieser Mensch und Umständen auch vorzeitig entlassen werden kann.

00:29:19: Sie korrigieren mich, Herr Filius, wenn ich da was falsch sage.

00:29:23: Genau, und das ist auch eine sehr sinnvolle Einrichtung, die aber tatsächlich auch leider

00:29:28: Gottes nicht vielen Menschen angeboten werden kann, weil wir nur begrenzte Mittel haben

00:29:34: oder begrenzte Plätze und dann gibt es eben, genau, an dem Punkt in einzelnen Haftanstalten,

00:29:43: im Regelvollzug noch vielleicht vereinzelt psychotherapeutische Angebote.

00:29:48: Allerdings, und da ist mein Kritikpunkt grundsätzlich am Strafvollzug, ist die Ausbildung der Kollegen

00:29:55: und Kolleginnen zum Teil eben nicht die, die wir eben draußen haben, wenn wir zum Beispiel

00:30:01: in einem klinischen Bereich arbeiten.

00:30:03: Und das finde ich schwierig, wenn Kolleginnen, die keine Therapieausbildung haben und diese

00:30:08: Qualifikation nicht haben, an Menschen sozusagen Therapie machen sollen, die tatsächlich zum

00:30:18: Teil sehr schwere Störungen aufweisen und zum Teil eben auch sehr gefährlich sind.

00:30:22: Ist das ein Problem, das Ihnen vielleicht auch schon mal aufgefallen ist?

00:30:25: Also in einer kleinen Ergänzung noch von der Frau Quentler-Annamo, es gibt ja noch auf

00:30:30: dem Hohen Asperg eine Einrichtung dann halt nochmals dazu, das ist tatsächlich noch mal

00:30:34: bei der Justiz und dann gibt es ja dann auch wiederum den Maßregelvollzug und das ist

00:30:40: dann wieder eine Situation, weil das hat man mit Kosten zu tun, dass das dann halt quasi

00:30:46: beim Sozialministerium dann halt auch ist und nicht beim Justizministerium und darüber

00:30:49: gibt es dann auch wieder furchtbare quasi Verwerfungen, ja die Richter würden ja zu

00:30:56: viel dann in dem Bereich dann halt reinbringen, das kostet mich ja immer mehr und ich muss

00:31:00: da mehr Sicherheitsmaßnahmen bringen, weil die ja dann auch immer dann halt höher dann

00:31:03: halt auch kommen.

00:31:04: Also das Geld spielt halt immer wieder auch eine Rolle und das ist natürlich auch ein

00:31:07: Punkt, wo ich auch sage, dass in den Vollzug viel, viel mehr investiert werden müsste,

00:31:13: das wäre nicht tatsächlich auch eine Vorsorgemaßnahme, da bin ich überzeugt davon, wenn gute Angebote

00:31:18: dabei sind, dass dann auch die Rückfallquote eine geringere ist, weil einfach da dann tatsächlich

00:31:24: der Grundgedanke der Resozialisierung, also wo man dann wirklich sagt, ich kann wieder

00:31:28: jemand in die Gesellschaft zurückbringen, dass der im Vordergrund dann halt auch steht,

00:31:33: ja.

00:31:34: Aber es ist so, dass die Lobby des Strafvollzugs natürlich nicht besonders groß ist, weil das

00:31:40: ist immer wieder bei dem Thema was Vorkreisert, ja das ist ja viel zu gut für die, es gibt

00:31:44: ja dann wieder einige, die dann auch sagen, ja, das möchte ich auch, da ist ja ein Fonseer

00:31:49: drin, dann kriege die ja dann halt quasi das Essen gestellt und soll das Javierhotel,

00:31:53: dann kann die doch auch nein.

00:31:55: Also was natürlich ein völliger Quatsch ist, diese Person, die sowas sagt, die würde

00:31:59: natürlich dann nie reingehen wollen, weil sie ja mit einem sozialen Status sehr entsprechend

00:32:03: was zu tun hat.

00:32:04: Darf ich kurz einhaken, weil ich jetzt mal davon ausgehe, dass sehr viele unsere Hörer noch

00:32:10: nie ein Gefängnis von innen gesehen haben.

00:32:12: Ja.

00:32:13: Wie lebt sich es da?

00:32:15: Also ich wollte da nicht leben, um es mal vorsichtig zu sagen.

00:32:18: Also ihr habt einen Anspruch auf 9 Quadratmeter, ja und es gibt einige Haftanstalten im Baden-Württemberg,

00:32:23: die nicht einmal den Vorgaben oder Haftanstalten kann man nicht sagen, aber einige Zellen tragt

00:32:28: ihr nach der Europäischen Menschenrechtskonvention dann halt einfach Standard dann halt werden.

00:32:33: Also wenn da jemand dann klagt, hat er eigentlich eine Chance dann halt dazu, also ich war da

00:32:38: auch normal entsetzt, in meiner Zeit das nochmal zu sehen, möglicherweise ist es ja jetzt dann

00:32:42: halt auch quasi wieder reparabel umgesetzt worden, aber gerade im Jugendbereich, wenn

00:32:47: da zwei junge Menschen dann halt drin sind und du musst deine Not durften, dann halt

00:32:51: vor dem anderen dann halt verrichten, das finde ich natürlich schon tatsächlich entwürdigend,

00:32:55: nicht menschenwürdig und wie gesagt die Würde des Menschen ist unantastbar, gilt natürlich

00:33:00: für den Strafvollzug ja auch und das ist ja entscheidend an der ganzen Konstellation.

00:33:05: Aber was Sie ja vorher wieder gesagt haben, das sind ja immer zwei Bereiche, in dem dann

00:33:09: wieder die Strafen ja gar nicht, da läuft ja gar nichts, sondern da wird es ja immer

00:33:14: besser und da muss man da was reingeben, also auch die medizinische Versorgung, in der

00:33:20: Zeit habe ich mich dann auch nochmal stärker dafür eingesetzt, dass man da was machen

00:33:23: muss, da wird auch einiges gemacht in den Bereichen, dass also die Gefangenen dann wieder

00:33:29: die Möglichkeiten haben, aber da kommen natürlich auch wieder gleich solche Sätze, ja dann gehen

00:33:33: die dann ins Gefängnis und lassen sich dann die Zähne dann halt komplett dann halt auch

00:33:37: richten, also immer diese Neidebatten, die wir ja immer wieder kennen, sind in der Bevölkerung

00:33:43: da und die geben immer wieder einen Rückreflex dann halt auch wieder in die jeweiligen Gremien,

00:33:50: also ob es ein Landtag ist oder ob es dann halt das Ministerium dann halt auch ist, wo

00:33:54: dann entsprechend dann halt dann gesagt hat, na ja, müssen wir mal langsam gucken und

00:33:57: Geld haben wir ja es auch nicht in Hülle und Fülle.

00:34:00: Es ist das Geld.

00:34:02: Das wissen ja viele ja nicht, also ein normaler Haftplatz kostet zwischen 150 und 200 Euro

00:34:11: pro Tag.

00:34:12: Da kannst du wirklich jemand ins Hotel reinstecken und da hättest du dann tatsächlich Vollpension,

00:34:18: dann halt noch mal dabei, all inclusive, ja, aber das ist also deswegen sind ja auch Projekte,

00:34:24: wo man dann auch sagen kann, muss ich Leute in die Haft bringen, werde ich dadurch besser,

00:34:29: ja.

00:34:30: Da sind ja viele ambulante Maßnahmen ja dann aus meiner Sicht auch sehr, sehr zielführend,

00:34:35: aber man muss was tun und der Begriff vorher wurde ja auch von der Frau Gendler Adamo angesprochen,

00:34:41: sich bewähren.

00:34:42: Das heißt ja, wenn du beispielsweise eine Bewährung bekommst, bekommst du ja eine Bewährungszeit,

00:34:48: die zwischen drei und fünf Jahren dann halt ist und dann möglicherweise ein Bewährungshelfer,

00:34:53: Bewährungshelferin und dann halt auch vielleicht die Komponente, eine therapeutische Maßnahme

00:34:59: zu begehen und wenn du die dann abbrichst und sagst, oh ja, ich bin ja jetzt draußen, habe

00:35:02: keine Lust mehr dazu, dann kannst du auch ein Bewährungswiederruf geben und dann geht

00:35:05: man wieder für die Reststrafe oder dann halt überhaupt erstmalig dann halt ins Gefängnis.

00:35:10: Ja, vielleicht auch noch ein Gendzent dazu tatsächlich, habe ich einen Bericht gelesen

00:35:15: oder gesehen tatsächlich im Fernsehen vor Kurzem, wo nochmal der norwegische Strafvollzug

00:35:21: auch kurz im Bild war und da wurde was ganz Interessantes dargestellt, was ich sehr spannend

00:35:27: finde, nämlich eher so etwas wie Wohngruppenvollzug, wo Menschen zusammen miteinander sozusagen

00:35:35: ihre Tage verbringen, unterstützt auf eine sehr, ja, ich habe sehr würdevoll erlebt

00:35:42: auch mit Beamten, also mit Bewachungspersonal, wenn man so möchte und auch mit adäquaten

00:35:49: Ausbildungs- und Schulangeboten gefördert und da wurde dann also erzählt, dass früher

00:35:56: die Straftäter in Norwegen bis zu 70 Prozent rückfällig wurden und mit diesem Wohngruppenvollzug

00:36:03: tatsächlich die Rückfallwahrscheinlichkeit auf 20 Prozent gesenkt werden konnte und

00:36:08: da ist wieder dieser Gedanke der Reh-Sozialisierung, den ich sehr spannend finde, weil unsere,

00:36:15: also viele Menschen, die ich im Strafvollzug sozusagen gefangen hätte, ich da kennengelernt

00:36:20: habe, tatsächlich Schwierigkeiten haben in ihrer Sozialisierung und so wie Herr Filios

00:36:26: vorhin gesagt hat, die Rechte anderer beschneiden, weil sie ihrer eigenen durchsetzen wollen,

00:36:32: auf zum Teil eben sehr aggressiv brutale Weise und diese Menschen zu re-sozialisieren, würde

00:36:39: mit oder erstmals so zu sozialisieren, wie wir uns das eigentlich wünschen, das wäre

00:36:46: aus meiner Sicht die wichtige Aufgabe und nicht in allererster Form die Rache und die

00:36:53: Bestrafung, die kann sozusagen, also die Bestrafung darf parallel gerne laufen, ich kann die Tat

00:36:59: bestrafen, muss aber den Täter re-sozialisieren und ihm zumindest die Chance geben, als wie

00:37:06: gesagt in Zukunft besser hinzukriegen.

00:37:07: Wäre das ein Modell, dass man eventuell bei uns, würde ich nur begrüßen, wenn man sowas

00:37:13: dann halt auch macht, wenn dann würde das sicherlich erst mal eine Projektebene dann

00:37:17: halt auch sein, aber da gibt es ja auch das Seehaus in Leonberg für Jugendliche, also

00:37:24: junge Erwachsene und zwar gibt es Möglichkeiten und auch Projektschance in Griechling in Baden-Württemberg,

00:37:32: dass dort auch junge Menschen, also bis 21 Jahre außerhalb der Vollzugsmauern dann halt

00:37:39: auch leben, in einem Haus mit Sozialtherapeuten, Pädagogen und anderen dann halt auch zusammen,

00:37:46: also quasi in den familiären Bereich mit integriert und die dort quasi ihre Anführungszeichen

00:37:52: Strafe verbößen, indem sie an einen normalen Rhythmus auch gewöhnt werden, nämlich zu

00:37:58: arbeiten, zu schlafen, sich mit Leuten zu treffen, zwischen Freizeit und Arbeit zu

00:38:02: unterscheiden.

00:38:03: Also da einfach eine Struktur in ihr Leben dann hat, reinzubekommen und das finde ich

00:38:07: sehr, sehr gut und ich finde, da sollte man auch dann, das wäre zum Beispiel so etwas

00:38:11: aufgebaut, für tatsächlich Erwachsene dann halt auch so etwas dann halt auch umzusetzen,

00:38:17: finde ich sehr gut.

00:38:18: Aber ich möchte vielleicht mal was Positives dann sagen, weil es hört sich ja immer alles

00:38:22: so negativ an.

00:38:23: Ich habe auch noch eine andere Aufgabe und zwar bin ich noch Interventionsbeauftragter,

00:38:29: betreffend sexuellen Missbrauch und zwar der Caritas Stuttgart-Rottenburg und da geht

00:38:35: es dann also zum Großteil darum, wenn Heimkinder aus ihrer Zeit der 60er, 70er und 80er Jahre

00:38:43: dann halt auch berichten und da kann ich also dann wirklich auch sagen, da sind wir doch

00:38:47: einen schönen Schritt weitergekommen.

00:38:49: In vielen Bereichen haben die damaligen Kinder jetzt natürlich, sind die 50, 60, 70 Jahre

00:38:56: alt, die Menschen dann halt auch gesagt, ich habe es gemeldet, ich habe es gesagt und

00:39:02: dann hat dann halt entweder, ob es die Ortenschwester war oder ob es dann halt irgendwelche anderen

00:39:07: Personen dann halt auch waren, dann halt einfach dann gesagt, ah was, wird schon nicht so gewesen

00:39:12: sein, stelle ich jetzt so an, gehst vielleicht gar nicht mehr zu dem hin, man hat es quasi

00:39:15: unter den Teppich gekehrt, man hat dem Bereich sexueller Missbrauch gerade an Kindern einfach

00:39:21: häufig negiert und das überhaupt dieses Thema dann halt auch nochmals jetzt auch aufgearbeitet

00:39:26: wird, dass man dann auch mal sagt, ja hier gibt es dann entsprechende Stellen, ja auch

00:39:30: gerade bei der katholischen Kirche finde ich zum Beispiel schon den wichtigen Aspekt,

00:39:36: wo man gesagt hat, ja man hat aus diesen Fehlern gelernt, man möchte dann halt auch zukünftig

00:39:41: das dann halt verhindern, auch da gibt es natürlich Präventionsbereiche, wo man jetzt

00:39:45: auch in den Heimen und geschlossenen Einrichtungen dann halt auch eine Behindertenhilfe an anderen,

00:39:53: dann halt einfach hier Maßnahmen dann halt auch greifen, wo das dann die Menschen, gerade

00:39:57: die Jugendlichen, die Kinder dann halt entsprechend besser geschützt sind.

00:40:01: Ist das was dir auch auffällt, Lizzie, ist es so, dass es heutzutage mehr Möglichkeiten

00:40:06: gibt, sowas zu melden, solche Fälle, wird es auch ernster genommen, hast du auch dieses

00:40:12: Gefühl?

00:40:13: Nein, also tatsächlich gibt es gerade eine ganz frische Studie, die in Mannheim gemacht

00:40:19: wurde und die ist ganz spannend, weil die tatsächlich eben auch zeigt, wie viele Menschen im Kindes

00:40:27: und Jugendalter Opfer von sexuellen Übergriffen werden, da muss man natürlich auch wieder

00:40:32: unterscheiden, also sexuelle Übergriffe gehen ja von, jemand zeigt sich einem Kind auf

00:40:38: eine ganz bestimmte Art und Weise bis hin zu tatsächlich Übergriffen mit schwersten körperlichen

00:40:44: Folgen und da gibt es diese Studie, die eben sagt, das sind, ich glaube, es sind 13 Prozent

00:40:52: der befragten Menschen, die angegeben haben, als Kind oder Jugendliche missbraucht wurden

00:40:57: zu sein und da wurde auch nochmal festgestellt, dass es durchaus schwierig war für die Betroffenen

00:41:04: sich zu äußern, eben aus Scham, aus Angst und dann eben auch aus dieser Angst sozusagen

00:41:10: keinen Glauben zu bekommen und das ist schon, glaube ich, in Einzelfällen heute immer noch

00:41:15: so, dass manchmal auch, ja, dann steht halt Aussage gegen Aussage und dann wird vielleicht

00:41:23: auch manchmal in Dubio pro Reo entschieden, also vielleicht auch manchmal zum Glück so,

00:41:30: fürs Opfer vielleicht manchmal auch schwierig und das macht dann vielleicht im Einzelfall

00:41:35: schon auch nicht unbedingt die Hoffnung oder Mut sozusagen, das zu berichten.

00:41:41: Aber siehst du da einen möglichen Lösungsansatz, weil in meiner unprofessionellen, nicht studierten

00:41:48: Sichtweise fällt mir keine Möglichkeit ein, dass sich ein Opfer nach so einem Vorfall

00:41:54: eventuell nicht schämt, also die Scham ist ja immer da, oder?

00:41:57: Ja, die Scham ist immer da.

00:41:59: Ich wüsste nicht, wie man das als Gesellschaft lösen könnte jetzt, man könnte noch offener

00:42:03: mit dem Thema wahrscheinlich umgehen, noch weniger Stigma, aber...

00:42:07: Das ist, glaube ich, das, was auch Herr Filius gerade gemeint hat, es wird viel gemacht in

00:42:13: der Richtung und wir haben schon inzwischen, es ist ja viel aufgedeckt worden, über viele

00:42:19: Dinge wird gesprochen und ich glaube schon, dass das alleine schon auch Mut macht und

00:42:26: tatsächliche Opfer auch hören, dass sie eben nicht alleine sind und das ist ja auch, finde

00:42:30: ich, ein großer Wirkfaktor sowohl bei den Tätern übrigens, als auch bei den Opfern,

00:42:36: zu wissen, ich bin mit dem nicht alleine, es gibt noch ganz viele andere, denen ist

00:42:41: das auch passiert, also passiert bin ich beim Opfer und andere haben sowas auch begangen,

00:42:47: bin ich bei den Tätern und das glaube ich, das hilft schon sehr.

00:42:52: Da würde mich interessieren, wenn wir jetzt, wir leben in einer Zeit mit dem Internet,

00:42:58: wo Medien und Informationen geteilt werden in Sekunden schnelle, ist das ein Aspekt,

00:43:05: der positiv dafür ist, dass die Menschen sehen, okay, ich kann mich öffnen oder ist das

00:43:11: ein Aspekt, der negativ vielleicht sich sogar auswirkt?

00:43:14: Ja, also auch das ist in dieser Studie tatsächlich auch besprochen worden, dass eben auch sehr,

00:43:20: sehr viel über digitale Kanäle läuft und auch da sehr viel sexueller Missbrauch verübt

00:43:26: wird.

00:43:27: Das heißt, es ist natürlich ein Segen, wenn es darum geht Informationen schnell weiter

00:43:32: zu tragen und auch vielleicht auch schnell an bestimmte Informationen zu kommen und gleichzeitig

00:43:38: ist es natürlich auch ein Fluch, weil das auch wiederum ein Medium mehr ist, wo Menschen

00:43:45: tatsächlich auch vergessen, dass Opfer eben Lebewesen sind, das erfahre ich sehr häufig

00:43:51: in der Praxis bei Menschen, die eben zum Beispiel die sogenannte Kinderpornografie oder

00:43:56: Kinderpornografische Schriften, wie es heißt im Juristen Deutsch, konsumieren, dass da

00:44:02: sehr häufig einfach vergessen wird oder übersehen wird oder sich sozusagen in die Tasche gelogen

00:44:08: wird, dass da sehr Lebewesen sind, die da auf dieser Matscheibe auftauchen und insofern

00:44:15: finde ich es ist Fluch und Segen gleichzeitig.

00:44:18: Wenn wir sagen, Scham ist ein großes Problem, dass die Leute eventuell nicht von sexuellen

00:44:23: Übergriffen sprechen, ist da das Internet vielleicht auch ein, oder meinetwegen auch

00:44:28: das Telefon, eventuell auch ein Ansatzpunkt, wo man sagen kann, na ja, vielleicht trauen

00:44:33: sich die Menschen nicht direkt face-to-face mit einem Menschen über sowas zu sprechen,

00:44:37: aber man erlebt es ja im Internet immer wieder, dass die Leute viel schneller bereitwillig

00:44:40: Informationen über sich selbst rausgeben.

00:44:43: Ist das eventuell ein Lösungsansatz?

00:44:46: Also, ich würde jetzt einfach mal schätzen, dass auch bei euch an der Praxis niemand an

00:44:49: der Tür klopft und sagt, hallo, ich habe pedofile Gedanken, sondern der Erstkontakt

00:44:53: wird immer am Telefon oder im Internet sein.

00:44:55: Tatsächlich ist der Erstkontakt meist im Internet, genau aus dem Grund, den du nennst,

00:44:59: also da ist die Anonymität, die gefühlt ja einfach am größten und dann ist das Telefon

00:45:06: auch noch eine ganz gute Möglichkeit.

00:45:08: Manche haben wirklich große Schwierigkeiten, das erste Mal persönlich zu kommen, weil

00:45:12: das eben face-to-face ist, das stimmt da so schon recht.

00:45:16: Genau, also das wäre dann wieder der Bereich, wo es dann vielleicht ganz hilfreich sein

00:45:19: könnte und wo man das digitale Medium auch gezielt einsetzen könnte.

00:45:24: Aus meiner Sicht sollte es aber dabei nicht bleiben.

00:45:28: Herr Philius, vielleicht können Sie ja so ein bisschen mal aus dem Nähekerstchen plaudern.

00:45:32: Zehn Jahre waren Sie im Landtag in Baden-Württemberg, das baden-württembergische, jetzt muss ich

00:45:37: aufpassen, dass ich nichts Falsches sage, Sozialministerium warst, glaube ich, Lizzie,

00:45:41: dass auch jahrelang kein Täter werden in Baden-Württemberg finanziert hat, genau.

00:45:47: Wie laufen solche Diskussionen, solche Themen denn überhaupt ab bei Ihnen im Landtag?

00:45:53: Also wenn es jetzt um so ein Projekt geht, wie kein Täter werden und dann eben die Frage

00:45:57: steht, wird das weiter finanziert, ja oder nein?

00:46:01: Da stehen natürlich die Fraktionen und insbesondere die Regierungsfraktionen dann halt auch immer

00:46:07: offen zur Verfügung, wenn also dann jetzt ja die Interessenvertreter dann einfach sagen,

00:46:14: wir machen das Projekt, es ist prima und so weiter, dann hätte ich jetzt, also wenn es

00:46:18: jetzt aktuell ist, in meinem Arbeitskreis, wobei ich jetzt nicht beim Sozialministerium

00:46:22: sondern bei mir war das jetzt ja von der Rechtspolitik des Justizministeriums, dass ich sage, dann

00:46:28: kommt doch mal in unseren Arbeitskreis, da sitzen dann also mehrere Abgeordnete der

00:46:32: Fraktion dabei und wenn wir dann zu dem Votum halt kommen und sagen, also das kann man ja

00:46:37: überhaupt nicht dann halt auch streichen, da muss also dann halt etwas dann auch weiter

00:46:41: auch finanziert werden, dann würde man das sicherlich dann auch an das Ministerium entsprechend

00:46:47: weitergeben, sodass also dann halt hier so ein schönes Projekt, wie das, was wir ja gerade

00:46:52: erwähnt haben, kein Täter werden dann halt auch weiter geführt wird, aber da müssen

00:46:56: dann halt auch die, sage ich mal, die Protagonisten, die dann auch sagen, wir führen das auch weiter,

00:47:00: wir wollen das dann halt auch machen, auf die jeweiligen Fraktionen dann halt auch zugehen,

00:47:04: also jetzt im Baden-Württemberg, in der laufenden Legislaturperiode, auf die Grünen und die

00:47:09: CDU, aber natürlich kann man auch mit den anderen sprechen, das ist gar keine Frage,

00:47:13: aber da hat es natürlich die größte Wirkung, weil ja der Haushalt ja und auch die Gelderbewilligung

00:47:17: natürlich bei den Regierungsfraktionen ja dann halt auch liegt, also das würde ich nur begrüßen

00:47:22: und so ein schönes Projekt oder was heißt schönes Projekt, das ist jetzt also falsch

00:47:27: gesprochen, weil geht ja ja nicht um ein wichtiges Projekt, um ein wichtiges Projekt, da sollte

00:47:33: man wirklich auch dann nicht auf jeden Euro dann halt auch schauen, sondern das ist wichtig,

00:47:37: gerade präventiv, wenn man davon spricht, man möchte die Welt sicherer machen, man möchte,

00:47:43: ich breche es runter, Deutschland, Baden-Württemberg, Ulm sicherer machen, dann ist das Geld sicherlich

00:47:50: dasselbe angelegt. Wobei ich mir vorstellen kann, dass viele tolle, wichtige, gute Projekte

00:47:57: da zur Diskussion stehen und das ist dann wahrscheinlich die Herausforderung. Das ist

00:48:01: die Herausforderung, ja das ist tatsächlich so, wer da vielleicht dann wieder das im Ranking,

00:48:07: dann zwar sie nach vorne dann halt auch kommt, aber das ist ja an unserer offenen Gesellschaft

00:48:11: tatsächlich ja mal der Punkt, die habe ich da dann die Möglichkeiten, das dann auch entsprechend

00:48:16: umzusetzen, aber das sind ja jetzt eigentlich mal nicht die kleinsten Träger mit dabei, wenn es

00:48:21: ein Universitätsklinikum dann halt auch nochmals an der Bayerische und andere, dass man dann also

00:48:26: zumindest ein offenes Ohr dafür dann halt auch hat. Kein Täter werden beschäftigt sich mit

00:48:32: einem Thema, dass nicht das Einfachste ist, Pädophilie, Hebefilie, darüber spricht man jetzt

00:48:39: nicht beim Abendbrot unbedingt, haben sie das Gefühl, dass für so ein Projekt das dann vielleicht

00:48:45: auch schwieriger ist, eine Finanzierung zu bekommen, eben weil es so ein explizites Thema ist. Ein

00:48:51: Thema, das vielleicht doch noch mit gewisser Stigmatisierung auch zu kämpfen hat, weil ich

00:48:56: weiß nicht, wie oft ich tatsächlich, selbst ich bin von Freunden gefragt worden, als wir diesen

00:49:01: Podcast hier gemacht haben, boah, hast du dich echt mit Pädophilen getroffen und mit denen

00:49:05: gesprochen, wie kannst du denen denn eine Plattform geben? Und das ist ja was, das haben wir in der

00:49:09: ersten Folge schon gelernt, Pädophilie ist nichts, was die Menschen sich raussuchen, sondern es ist

00:49:14: halt eine sexuelle Neigung, die hast du, wie wenn du hetero oder homosexuell bist, das hast du halt,

00:49:19: suchst du dir nicht raus, aber es ist halt einfach ein Stigma. Jetzt bin ich abgeschwafft, ich komme

00:49:26: zur eigentlichen Frage nochmal. Völlig richtig die Frage, das ist bei mir jetzt schwierig, weil ich

00:49:31: natürlich in dem Bereich auch relativ stark dann halt auch involviert bin, dass ich natürlich dann

00:49:35: sage, ne, für mich ist es gar keine Frage, also ich habe da gar keine Berührungsängste in der

00:49:39: Situation, so ein ganzes Gegenstück, aber das ist ja das, was die Leute sagen, ach was, du, du, du,

00:49:44: also das ist ja quasi, oh, ihr möcht die da gar nichts damit zu tun haben, das ist ja, ich sage

00:49:49: insgesamt ja, bei Strafrecht, bei vielen Dingen so und da natürlich ganz explizit der Fall, aber ich

00:49:56: glaube, dass das gesellschaftlich gut vermittelbar ist, dass man sagt, kein Täter werden, also

00:50:01: allein der Begriff ist ja schon so ideal, wenn man dann einfach dann sagt, wenn du diese Therapie

00:50:06: machst, dann hast du dich im Griff, da kannst du dann halt auch, für dich aber insbesondere,

00:50:11: das ist ja das Wichtige, für die Gesellschaft keinen Schaden dann halt anrichten und das

00:50:15: ist natürlich dann etwas, wo ein Politikerin, ein Politiker also sicherlich dann an der Stelle

00:50:21: dann sagt, also wir werden ja quasi ein Klammerbeutel gepudert, wenn wir das dann halt an der Stelle,

00:50:26: dann halt jetzt dann halt nicht mehr weiter führen, also deswegen bin ich da sehr zuversichtlich,

00:50:31: dass es dann vielleicht ein anderes, aber zumindest in der Richtung dann also dann auch weitergeht

00:50:37: und dass das nicht einschläft. Schönes Schlusswort, oder? Ja, ich wollte grad sagen, ihr wart in Gottes

00:50:42: Gehörgang. Okay, okay. Mehr großartig, ich würde mich richtig freuen. Ansonsten gibt es garantiert

00:50:49: einen E-Mail-Verteiler für den Landtag, vielleicht haben Sie den ja noch Affilius, dann schicken wir

00:50:52: die Folge einfach raus. Also tatsächlich hatte ich schon mit Abgeordneten von der CDU Kontakt

00:50:59: und habe sehr, sehr freundliche Rückmeldungen bekommen, dass das sehr wichtig ist. Letztendlich

00:51:06: weiß ich aber auch, oder ich meine, wenn man jetzt so ab und zu mal die Nachrichten anschaut,

00:51:11: dass da natürlich ganz schön viele große Themen auch zu entscheiden sind und ich denke mir,

00:51:17: manchmal, ich glaube, ich möchte auch nicht so gerne ein Politiker sein. Ich hoffe natürlich,

00:51:22: dass dafür uns was abfällt, aber ich glaube auch, dass das vielleicht bei manchen momentan auch eher

00:51:28: im Hintergrund ist und nicht so relevant. Ich bedanke mich, dass Sie heute hier waren,

00:51:34: Herr Filius, mit uns gesprochen haben. Wir haben, glaube ich, gelernt, dass es noch viele offene

00:51:42: Baustellen gibt, dass viele Baustellen auch bearbeitet werden, dass das aber durchaus

00:51:48: manchmal auch einfach Zeit brauchen kann und dass vielleicht mal der Blick über den Tellerrand

00:51:52: sich lohnt, zum Beispiel nach Norwegen war es, glaube ich. Ist Hoffnung das falsche Wort dafür,

00:51:59: dass es besser wird? Wahrscheinlich müssen wir selber dafür was tun, oder? Ich beides. Also ich

00:52:03: bin für beides. Also die Hoffnung möchte ich gerne behalten und möchte ich haben, aber ich bin

00:52:09: natürlich aktiv da, wo ich aktiv sein kann. Genau. Zum Beispiel eben mit dem Podcast. Vielen Dank,

00:52:17: dass Sie beide da waren heute und wenn es euch beim Zuhören gefallen hat, gerne einfach

00:52:22: eine Bewertung zum Beispiel bei eurem Podcast, eure Wahl hinterlassen. Da freuen wir uns immer

00:52:28: darüber oder einen Kommentar schreiben. Wir haben auch Kontaktmöglichkeiten, die stehen in den

00:52:32: Show-Notes. Da gibt es den Kontakt zu mir und zur Lizzie und falls es Fragen gibt. Ich weiß nicht,

00:52:36: Herr Filius, falls es eine Frage gibt, darf ich die weiterleiten. Die darf man gerne weiterleiten.

00:52:40: Ich bedanke mich auch nochmal für das angenehme Gespräch. Kein Täter werden, ein Leben mit

00:52:46: Pädophilie, der Podcast.

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