Was sagen eigentlich die Patienten zum drohenden Ende von KTW?

Shownotes

Links in dieser Folge:

Kein Täter werden: https://www.kein-taeter-werden.de/

Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch: https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite

HILFE FÜR MENSCHEN, DIE SICH SEXUELL ZU KINDERN HINGEZOGEN FÜHLEN

Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ bietet deutschlandweit ein kostenloses und durch die Schweigepflicht geschütztes Behandlungsangebot für Männer und Frauen, Erwachsene und Jugendliche, die therapeutische Hilfe suchen, weil sie sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen.

Ziel ist es, sexuelle Übergriffe durch direkten körperlichen Kontakt oder indirekt durch den Konsum oder die Herstellung von Missbrauchsabbildungen im Internet (sogenannte Kinderpornografie) zu verhindern.

Sie selbst fühlen sich sexuell zu Kindern hingezogen oder kennen jemanden, der unter einer Pädophilie bzw. Hebephilie leiden könnte? Dann finden Sie hier mehr Informationen und den Kontakt zu "Kein Täter werden."

SELBST BETROFFEN VON SEXUELLER GEWALT?

Hier gibt es Hilfe: Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch bietet Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften einen schnellen Zugang zu Hilfe und Beratung. Auch Menschen, die sich Sorgen um ein Kind machen oder Fragen zum Thema haben, erhalten hier Unterstützung. Eine deutschlandweite Datenbank lotst die Nutzer:innen zu passenden Beratungsstellen, Krisendiensten, Psychotherapeut:innen oder Anwält:innen.

Rufen Sie an – auch im Zweifelsfall

Sprechen Sie mit den Berater:innen beim Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch. Ihr Anruf ist anonym und kostenfrei: 0800 22 55 530

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00:00:00: In diesem Podcast geht es um Pädophile, Kindesmissbrauch und damit zusammenhängende Taten und Ereignisse.

00:00:08: Die Geschichten der Therapeuten und Pädophilen sind so in Wirklichkeit passiert.

00:00:13: Auch das Thema Sexualität und verschiedenste sexuelle Neigungen werden besprochen.

00:00:18: Sollten dir diese Themen unbehagen bereiten, schalte nun lieber weg.

00:00:22: Wenn man die Leute fragt, was Kamera machen, dann meistens erschießen, in den Schäber stecken oder für meinen sperren.

00:00:30: Das sind so die drei Sachen, die man so so hört.

00:00:32: Also ich habe 14 ja schon gewusst, was ich luste, das ist nicht hier, aber es war das klar.

00:00:37: Und ich wusste, ich bin halt völlig anders als andere und so wie andere sind bin ich nicht.

00:00:42: Und dann höre ich Schulkameraan sprechen, dann höre ich Erwachsene sprechen, dann höre ich meine Eltern sprechen.

00:00:49: Und alle haben quasi dieses weg sperren oder abschießen Ding und weiß ich, also meine Eltern sagten mir besser nicht.

00:00:57: Weil ich möchte wieder eingesperrt noch abgeschossen sind.

00:01:00: Kein Täter werden, ein Leben mit Pädophilie, der Podcast.

00:01:05: Kein Täter werden, der Podcast, ja, habt ihr gerade schon gehört.

00:01:09: Und was ihr auch hört, das ist die Dr. Elisabeth Quendler.

00:01:12: Adamo, guten Morgen, Lizzie.

00:01:14: Guten Morgen, Nico.

00:01:15: Und Nico, guten Morgen, weil es ist Sonntag 10 Uhr, 10.

00:01:20: Für mich ist das früh, Lizzie, wie ist das bei dir?

00:01:23: Naja, es ist am Sonntag vor allem ungewöhnlich, aber 10 Uhr ist nicht früh für mich tatsächlich.

00:01:28: Für mich leider schon.

00:01:30: Und dann ist ja auch noch Fasching Sonntag.

00:01:32: Ihr merkt, also viel los, sag mal, wird eigentlich in Wien, du kommst ja aus Wien.

00:01:37: Ja, genau.

00:01:38: Wie wird da Fasnet Fasching gefeiert? Fasnacht.

00:01:42: Ist das überhaupt ein Ding da?

00:01:44: Also Fasching wird schon gefeiert, aber eher unter Kindern.

00:01:47: Also das ist nicht so ein großer Feiertag wie hier in Deutschland, wie ich es hier so kenne.

00:01:51: In verschiedenen Städten, wo dann irgendwie gar nichts mehr geht.

00:01:54: Das ist tendenziell eher in Kärnten so.

00:01:56: Aber Wien ist da relativ gechillt und ruhig.

00:02:00: Also kriegt man nicht so wahnsinnig mit, dass Fasching ist.

00:02:03: Okay, wir sind ganz kurz abgeschweift, aber wir sind ja kein Labo-Podcast.

00:02:06: Deswegen geht es gleich weiter.

00:02:07: Aber hat mich mal interessiert.

00:02:08: Ich habe Freunde, bei denen weiß ich, die kann ich jetzt während dieser Hochphase,

00:02:14: der Fasnet des Faschings, der Fasnacht, muss ich gar nicht erst anrufen oder anschreiben,

00:02:19: weil die haben eh keine Zeit.

00:02:21: Genau.

00:02:22: Die sind durchgehend unterwegs.

00:02:24: Gut, was machen wir hier heute?

00:02:26: Wir sind heute hier, das haben wir schon in der letzten Folge versprochen,

00:02:29: weil ich bei dir in der Praxis vorbeischauen durfte

00:02:33: und mit Patienten von euch gesprochen habe.

00:02:36: Mit Patienten gesprochen über das mögliche Aus von Keintäterwerden.

00:02:41: Die Finanzierung könnte ja vermutlich eingestellt werden.

00:02:45: Es gibt wahrscheinlich noch nichts Neues jetzt so gesehen.

00:02:47: Ihr wartet immer noch.

00:02:48: Wir warten auf die Koalitionsbildung und hoffen weiter,

00:02:52: dass wir dann da irgendwie ein Teil von dem Koalitionsvertrag sein könnten.

00:02:57: Genau.

00:02:58: Ich habe mit den Patienten gesprochen, warum euer Projekt Keintäterwerden so wichtig für sie ist,

00:03:03: warum es allgemein wichtig ist, wie sie damit umgehen,

00:03:07: dass es eventuell jetzt aus sein könnte.

00:03:10: Das ist hier für sie essentiell.

00:03:12: Und davon haben wir ja in der letzten Folge, in unserer letzten,

00:03:17: ersten Folge so gesehen schon ein paar Töne angespielt.

00:03:21: Ich habe ein bisschen getießt und heute gehen wir einfach deep dive rein,

00:03:26: wir tauchen rein und hören uns das alles ein bisschen genauer an.

00:03:29: Es sind drei Männer mit denen ich da gesprochen habe.

00:03:33: Und ich finde, damit man das Ganze überhaupt erstmal einordnen kann,

00:03:36: wer ist das und warum, wieso, weshalb,

00:03:38: habe ich mit ihnen über ihre Vorgeschichte gesprochen.

00:03:41: Warum sind sie überhaupt zu Keintäterwerden gekommen und zu dir?

00:03:45: Wir geben den drei jetzt mal keine Namen.

00:03:48: Stimmen sind natürlich verzerrt.

00:03:50: Das ist ja klar, die drei wollen ja auch anonym bleiben.

00:03:54: Aber so viel, sie waren echt offen zu mir, was ich gar nicht erwartet hätte.

00:04:00: Also, ich habe gedacht, klar, die wollen über das Aus der Finanzierung sprechen,

00:04:05: aber die haben auch über sich erzählt und auch über Dinge,

00:04:09: die sie getan haben, was mich überrascht hat.

00:04:12: Du kennst die drei Jahre länger, sind die da so offen oder war das auch

00:04:16: für dich eine überraschende Sache?

00:04:19: Also ich weiß ja noch nicht ganz konkret, was sie dir erzählt haben.

00:04:22: Ich bin schon ganz gespannt.

00:04:24: Lizzie hört es jetzt heute auch zum ersten Mal?

00:04:26: Genau.

00:04:28: Grundsätzlich ist es schon so, dass wir natürlich eine große Sorge

00:04:31: bei den Patienten wahrnehmen, wenn es um Medienanfragen geht.

00:04:34: Wir haben ja immer wieder die bitten, ob da jemand sich bereit erklärt,

00:04:38: ein Interview zu geben.

00:04:40: Da ist eine große Vorsicht und ein großes Misstrauen tendenziell.

00:04:44: Einzelne finden sich dann doch und sagen, es ist doch wichtig,

00:04:47: dass wir das auch veröffentlichen.

00:04:50: In dem Fall war es ja jetzt so, dass einerseits die Angst und die Empörung

00:04:54: über das Aus des Projekts zu einer emotionalen Reaktion geführt hat.

00:04:58: Die Patienten, die ich ja auch tatsächlich in der letzten Folge schon erzählt,

00:05:02: haben sofort gesagt, wir wollen was tun.

00:05:05: Oder was können wir tun?

00:05:07: Dadurch bedingt, glaube ich, einerseits ein großer Wunsch entstanden ist,

00:05:12: über sich zu sprechen und anderen Menschen das zur Verfügung zu stellen,

00:05:16: gehört zu werden.

00:05:18: Und zum Zweiten, das muss man natürlich auch ganz klar sagen,

00:05:21: auch ein sehr, sehr großes Vertrauen dir gegenüber,

00:05:24: weil sie alle unseren Podcast kennen und du ihnen einfach sehr vertraut bist

00:05:28: und sie einfach auch dadurch ein ganz hohes, ganz großes Vertrauen zu dir haben.

00:05:32: Vielleicht darf ich noch einen Satz anhängen, das ist mir ganz, ganz wichtig.

00:05:36: Natürlich.

00:05:37: Die Patienten brauchen tatsächlich, so wie du es gesagt hast, gar keinen Namen,

00:05:41: denn die drei, die du interviewt hast, möchte ich gerne auch hier einfach einmal

00:05:46: vertretend für alle Standorte sagen, alle Standorte oder diejenigen,

00:05:52: die dem Patienten das eben auch schon gesagt haben und wo die Patienten das wissen,

00:05:57: dass wir eben Schwierigkeiten haben mit der Finanzierung an allen Standorten,

00:06:01: finden sich Überlegungen, was können wir tun, damit dieses Projekt bleibt.

00:06:07: Und ich habe ganz konkret mit einer sehr lieben Kollegin aus, zum Beispiel Leipzig auch gesprochen,

00:06:12: die zu mir gesagt hat, was können wir tun, unsere Patienten wollen etwas machen.

00:06:18: Klar müssen wir natürlich immer acht geben, dass sie sich nicht outen,

00:06:22: sozusagen mit Namen, Petitionen oder sowas unterschreiben.

00:06:26: Und das ist mir ganz wichtig zu sagen, dass das jetzt drei Patienten stellvertretend,

00:06:31: würde ich sagen, für das gesamte Patientenglientel des Projekts Deutschlandweit ist.

00:06:37: Wir haben lange genug über Sie geredet, lassen wir Sie selbst zu Wort kommen.

00:06:41: Ich bin im Grunde seit meiner Propazität, wenn ich sogar schon davor gefühlt bin,

00:06:48: bedroh viel. Also ich habe bedroh viele Gedanken, aber ich war tatsächlich nie stark genug,

00:06:55: mir da Hilfe zu holen. Also ich habe es nie geschafft, früher gab es die auch noch gar nicht,

00:07:03: und das kann data werden, das Projekt, das gibt es seit 2005, und in der Zeit hätte man es zwar schon schaffen können,

00:07:13: aber zum einen war ich nicht stark genug, zum anderen war es vielleicht auch noch nicht so populär,

00:07:19: dass man sich da tatsächlich gut Hilfe holen könnte.

00:07:22: Und ich muss auch ganz klar sagen, die Neigung, die ich da habe, da geht man nicht einfach,

00:07:27: denn mal irgendwo hin und redet da drüber, das ist wirklich eine riesengroße Überwindung.

00:07:32: Das muss ich ganz klar sagen.

00:07:34: Das Thema Überwindung, das ist auch noch eins, zu dem werden wir später kommen, da habe ich auch noch ein bisschen mehr gefragt.

00:07:40: Aber das ist schon, ich meine darüber haben wir, wir haben schon so oft darüber gesprochen,

00:07:45: aber das ist wahrscheinlich die größte Hürde, die eure Patienten überwinden müssen erstmal, Obermutter?

00:07:50: Absolut. Also zum einen natürlich, weil so wie der Patient es auch anspricht,

00:07:54: natürlich eine ganz große Angst und Scham auch zu sagen, ich bin pädophile,

00:07:58: das ist jetzt nicht einfach, das vor sich selbst einzugestehen, weil es der Patient selbst weiß nur er ist,

00:08:04: wissen es zwei, wissen es alle, das ist ja sozusagen so ein bisschen die Angst auch,

00:08:08: dann wenn ich etwas laut ausgesprochen habe, dann steht es plötzlich im Raum und dann wissen es auf einmal auch andere.

00:08:14: Und gleichzeitig, und das muss man auch ganz ehrlich sagen, ist natürlich auch in dem Moment,

00:08:19: wo sich jemand dazu bekennt, möglicherweise eben auch zu derartigen Verhaltensweisen,

00:08:26: die ja sehr häufig mit sexuellen Selbstbetätigung, mit einem Erleben von Orgasmus einhergeht,

00:08:31: natürlich auch ein Verzicht in dem Moment, wo ich das sage, wo ich sage, okay, ich will das jetzt stoppen,

00:08:37: ich möchte das jetzt verändern, in dem Moment verzichte ich natürlich auch auf etwas,

00:08:42: was ja auch bislang unter Anfangsstringen Spaß gemacht hat.

00:08:47: Und da braucht es natürlich nochmal eine Überwindung und auch eine Stärke zu sagen, okay, ich gehe das jetzt an,

00:08:54: ich will das jetzt nicht mehr und zu dieser Stärke zu gelangen, braucht es einfach auch Zeit.

00:08:59: Hallo, ich bin 40 Jahre alt und bin hier bei kein Täter werden,

00:09:04: weil ich tatsächlich übergriffig geworden bin gegen meine eigenen Kinder

00:09:09: und dann auch eine Anzeige bekommen habe, mit dem Strafverfolgungsbehörden hinten dran,

00:09:17: was dann eben alles so losbringt.

00:09:19: Und nachdem das alles ausgestanden war, bin ich zu kein Täter werden gegangen,

00:09:25: weil ich die Dinge aufarbeiten möchte, die ich da quasi mit mir umtrage, schon seit jeher.

00:09:31: Und deswegen bin ich da.

00:09:33: Eine Freundin von mir hat den Podcast gehört und die hat gefragt, da war es ja in der ersten Staffel,

00:09:40: haben wir über Michi gesprochen, warum ist denn Michi überhaupt bei kein Täter werden,

00:09:47: weil kein Täter werden heißt, ihr arbeitet nicht mit Straffälligen so gesehen.

00:09:53: Und da sind wir wieder bei diesem hell und dunkelfeld, das du uns schon mal erklärt hattest.

00:09:58: Es ist so, wie du hohe es kürzt, wenn gegen Menschen ermittelt wird, sagt ihr,

00:10:05: nee, solange diese Ermittlung läuft, können wir euch nicht aufnehmen.

00:10:08: Das heißt, die sind im hellfeld, das heißt, ihre Taten sind beleuchtet praktisch hell

00:10:14: und deswegen könnt ihr sie nicht aufnehmen.

00:10:17: Ihr macht aber einen Unterschied, wenn diese Ermittlungen abgeschlossen sind,

00:10:23: die jenige ihre Strafe voll büstert oder es keine Strafe gab, dann tut ihr sie durchaus therapieren.

00:10:29: Ja, genau. Also das sind Patienten, die dann im sogenannten Wiederdunkelfeld sind

00:10:35: oder den Wiederdunkelfeldstatus haben.

00:10:38: So wie du sagst, da muss aber das Ermittlungsverfahren entweder niedergelegt worden sein,

00:10:43: also keine weiteren Ermittlungen gemacht werden.

00:10:46: Nach einem Ermittlungsverfahren wird dann eben von der Staatsanwaltschaft beurteilt,

00:10:49: ob Anklage erhoben wird.

00:10:51: Und dann kommt, wenn Anklage erhoben wird, läuft ein Strafverfahren

00:10:55: und in diesem Strafverfahren gibt es dann auch eben eine Verhandlung mit einer Verurteilung.

00:11:00: Und dann gibt es unterschiedliche Formen von Verurteilung.

00:11:04: Eine davon ist eben eine Haftstrafe, wo jemand eben auch in freiheitssinziende Maßnahmen kommt,

00:11:11: also Sprechgefängnis.

00:11:13: Dann gibt es die Möglichkeit freiheitssinzierende Maßnahmen auf Bewährung.

00:11:17: Das wäre dann eine laufende Bewährungsstrafe.

00:11:20: Auch da wäre der Hellfeldstatus noch bestehen.

00:11:23: Also auch diese Menschen können wir nicht aufnehmen.

00:11:26: Und dann gibt es eben Geldstrafen.

00:11:29: Und in dem Moment, wo die Geldstrafe bezahlt ist und keine weiteren Auflagen zu verrichten sind,

00:11:35: ist dann dieser Patient oder dieser Mensch wieder im Dunkelfeld

00:11:39: und hat die Möglichkeit dann bei uns im Projekt Unterstützung zu bekommen.

00:11:44: Oder eben auch nach verbüßten Haftstrafen oder nach abgelaufenen Bewährungsstrafen.

00:11:50: Dann sind diese Patienten auch wieder Dunkelfeld

00:11:54: und haben dann wieder die Möglichkeit bei uns Unterstützung zu bekommen.

00:11:59: Das ist tatsächlich, was ich lange darüber nachgedacht habe,

00:12:01: da haben mich auch mehrere Menschen darauf angesprochen.

00:12:03: Und ich habe mich dabei ertappt, wie man zuerst denkt,

00:12:06: naja, aber der ist ja schon übergriffig geworden,

00:12:10: der hat es nicht verdient, dass man ihm hilft.

00:12:14: Aber ich habe mich dann selbst dabei ertappt, dass das ja eigentlich totale Blödsinn ist.

00:12:17: Also das ist dieser impulsive Gedanke, den man am Anfang hat,

00:12:22: an den wahrscheinlich viele haben, fürchte ich.

00:12:25: Und das ist ja total blödsinnig.

00:12:27: Ja, wobei wir können das ja auch vielleicht zeitlich ein bisschen aufteilen

00:12:31: und sagen, okay, der hat eine Straftat begangen.

00:12:33: Diese Straftat muss bestraft werden.

00:12:36: Das ist ein Prinzip, nachdem erziehen wir schon unsere Kinder.

00:12:39: Das Fehlverhalten, eine negative Konsequenz braucht,

00:12:42: damit es sozusagen erst mal nicht mehr auftritt.

00:12:46: Das hoffen wir ja.

00:12:47: Und danach müssen wir, das machen wir bei Kindern ja hoffentlich auch,

00:12:52: dass wir denen sozusagen wieder eine Chance geben,

00:12:54: sich zu bewähren und das eben besser hinzukriegen in Zukunft.

00:12:58: Und letztendlich, also ich lebe immer nach dem Spruch,

00:13:02: jeder Mensch kann einen Fehler machen,

00:13:04: aber wir müssen dann die Chance wahrnehmen, aus diesem Fehler zu lernen.

00:13:09: Und dann haben die Menschen, das aus meiner Sicht alle verdient,

00:13:12: wieder sozusagen diese Möglichkeit zu haben, ihr Verhalten zu verbessern, zu verändern.

00:13:17: Ich glaube genau das ist es.

00:13:19: Man muss die Menschen ja für die Zukunft bereit machen.

00:13:24: Also das klingt jetzt blöd, aber...

00:13:26: Ja, genau.

00:13:27: Wie ist es eigentlich?

00:13:29: Ihr agiert nur mit Menschen, die im Dunkelfeld sind.

00:13:34: Das heißt auch ihr macht zum Beispiel jetzt auch keine Besuche in Haftanstalten.

00:13:39: Also nicht über das Projekt, nein.

00:13:41: Genau, also das Projekt ist ausschließlich,

00:13:43: wir arbeiten ja auch anonym.

00:13:45: Da kommen die Menschen zu uns, ohne dass wir den Namen kennen.

00:13:49: Also die meisten Namen, das habe ich auch schon mal im ersten Folgen erzählt,

00:13:53: die sagen uns dann ihre Klarnamen.

00:13:55: Aber zunächst mal haben alle Menschen die Möglichkeit zu uns zu kommen und das eben anonym.

00:14:00: Und diese Möglichkeit hätten sie ja nicht, wenn wir aufsuchen,

00:14:02: sozusagen in Haftanstalten gehen würden.

00:14:04: Und insofern, unser Projekt ist sozusagen wirklich nur außerhalb von Haftanstalten.

00:14:10: Ja, und dann haben wir noch einen dritten Patienten, der sich uns vorstellt.

00:14:14: Ich bin 26 Jahre alt.

00:14:16: Ich bin IT-ler.

00:14:18: Ich bin hierbei kein Täter werden,

00:14:20: weil ich gemerkt habe, dass ich trotzdem noch eine sexuelle Anziehung zu Minderjährigen habe,

00:14:27: mitunter, also das ist bei mir nicht ausschließlich,

00:14:30: sondern mitunter, aber auch zugleich alt regnen.

00:14:33: Und wo ich gemerkt habe, dass das so ist, war es einfach,

00:14:36: ich habe gemerkt, dass es nicht enorm und habe mir dann Hilfe gesucht.

00:14:41: Also ich mit dem Patienten gesprochen habe, da wirkt der unfassbar selbst reflektiert mir gegenüber.

00:14:47: Da war ich ganz überrascht, so wie du saß da und hat mir erzählt, du weißt du,

00:14:51: ich habe halt gemerkt, da stimmt was nicht und deswegen bin ich zu kein Täter werden gegangen.

00:14:55: Ja, also solche Patienten haben wir tatsächlich auch sehr häufig,

00:14:59: die schon selber sehr, sehr viel reflektieren können.

00:15:02: Und diejenigen, die sich da noch schwer tun, die kriegen bei uns einfach auch die Unterstützung

00:15:06: und so eine Art Anleitung in der Hoffnung, dass sie das dann lernen,

00:15:09: weil das ist eben auch ein Teil von Therapie, also sozusagen die Selbstreflexion.

00:15:14: Um zu wissen, wo stehe ich gerade auch in einem sexuellen Verlangen,

00:15:18: dann reflektieren zu können, wie weit fortgeschritten ist denn das

00:15:22: und wie nahe bin ich denn jetzt an einer Handlung, die ich eigentlich nicht begehen möchte.

00:15:27: Was ich auch mir gedacht habe, er hat ja erwähnt, 26 Jahre alt,

00:15:32: das wirkte jung auf mich.

00:15:35: Ich weiß nicht, warum, wahrscheinlich auch wieder, auch darüber haben wir schon in vergangenen Folgen gesprochen,

00:15:39: weil man so ein Bild im Kopf hat. Gibt es ein Alter, wo du sagst, da haben wir besonders viele Patienten

00:15:46: oder ist das einfach offen, alles vertreten?

00:15:50: Naja, es ist natürlich schon eine Normalverteilungskurve, die man da aufmachen kann

00:15:54: und es ist schon so, dass die meisten Patienten, würde ich jetzt mal so aus dem Bauch raus schätzen,

00:15:59: zwischen etwa 30 bis 50 Jahre alt sind, die bei uns in Therapie sind.

00:16:05: Wir haben aber natürlich nach unten und nach oben hin keine Grenzen gesetzt,

00:16:09: also ist jetzt falsch, nach unten hin haben wir schon Grenzen gesetzt,

00:16:14: weil wir ja ein Projekt sind, das sich an erwachsene Menschen richtet.

00:16:18: Und das heißt, da arbeiten wir jetzt in Ulm mit ab 18-Jährigen, die kommen aber tendenziell eher selten.

00:16:27: Wir haben eben überhaupt insgesamt, würde ich sagen, eine Häufung von so ab 30-Jährigen,

00:16:32: weil es einfach da schon die Zeit braucht, darüber nachgedacht zu haben, selbst reflektiert zu haben,

00:16:37: wie bin ich denn eigentlich sexuell ausgerichtet, dann braucht es den Mut,

00:16:41: gerade das, was wir vorher besprochen haben, das ist ja ein Weg, den diese Menschen haben,

00:16:46: bevor sie sich überhaupt outen können.

00:16:49: Und da ist sicherlich dieser Patient mit 26 einer der Jüngeren.

00:16:54: Wir haben jetzt schon so ein bisschen was über die drei gehört,

00:16:57: einer hat sogar erzählt wirklich, warum er zu euch gekommen ist.

00:17:02: Ich glaube aber schon, also das habe ich die drei auch gefragt,

00:17:06: warum hast du dich dann an kein Täter werden gewandt,

00:17:10: weil nur die Informationen zu haben, ja, da gibt es was, das ist ja nur der erste Step,

00:17:14: aber dann der Grund, warum hast du es getan, den fand ich interessant.

00:17:18: Also zu meiner Geschichte ist, dass ich leider meine Tochter sexuell missbraucht hatte,

00:17:26: also es ist jetzt die Jahre her, und ich habe das Ganze dann wirklich mit mir gedacht,

00:17:34: okay, ich muss unbedingt was tun, und habe es aber wirklich einfach nicht geschafft.

00:17:40: Und irgendwann habe ich dann doch den Mut mal geschafft anzurufen, und war dann auch schon hier.

00:17:47: Dann, das war aufgrund von Corona, war das Ganze sehr, sehr schwierig,

00:17:53: da musste ich das unterbrechen, und bin dann aber seit jetzt fast vier Monaten

00:18:02: bin ich jetzt ungefähr wieder hier, und bin jetzt eben auch in der Gruppentherapie,

00:18:10: und das hilft immens.

00:18:13: Und der Auslöser tatsächlich war, wie ich schon sagte, ich war der Meinung meiner Tochter,

00:18:19: ich habe alles verbringt, das Ganze wurde vergessen, es gab keine Vorfälle mehr von mir,

00:18:24: ich habe keine Taten mehr mit ihr begonnen, und auf einmal kam es in ihr hoch,

00:18:29: und sie hat das Ganze dann sich jemandem anvertraut, und ich wurde zwar nicht angezeigt,

00:18:35: aber das Verhältnis ist verständlicherweise komplett kaputt,

00:18:39: und ich hatte in diesem Fall diesen Angehörn, konnte mich sofort hier melden,

00:18:44: und habe sofort wieder aufgenommen worden, und arbeite jetzt tatsächlich endlich,

00:18:50: seitdem das ins Licht geraten ist, wirklich da drin, und kann endlich etwas tun.

00:18:59: Schwierige Geschichte?

00:19:01: Ja, aber Realität leider.

00:19:05: Ist es denn oft so, dass Kinder, denen so etwas passiert, es sich erst später daran erinnern,

00:19:11: oder später erst öffnen?

00:19:13: Na ja, es kommt immer darauf an, wie alt auch das Kind ist.

00:19:16: Für ein Kind ist er nicht automatisch immer sofort erkennbar, das ist jetzt ein sexueller Übergriff.

00:19:23: Je nachdem von welchem Alter wir sprechen, hat das manchmal für Kinder diese Wahrheit noch nicht.

00:19:32: Das sind erst mal völlig verwirrt, weil da was an ihnen gemacht wird, was sie bis jetzt nicht kennen,

00:19:38: was sie nicht gewohnt sind, und dann ist es ja tatsächlich auch in manchen Fällen,

00:19:43: wenn das grad der leibliche Vater ist, oder auch vielleicht ein Stiefvater,

00:19:46: mit dem sie sehr vertraut sind, auch noch eine Person, wo sie ja hundertprozentig vertrauen haben.

00:19:52: Also zunächst mal ja gar nicht daran glauben oder gar nicht realisieren,

00:19:57: dass da etwas passiert, was ihnen nicht gut tut, und was einfach ein deutlicher Übergriff ist.

00:20:03: Und dass das Kinder zunächst mal vielleicht auch manchmal ältere Kinder gar nicht so wahrnehmen, so differenziert,

00:20:12: und das dann im Laufe der Zeit, die kommen dann in die Geschlechtsreife,

00:20:16: die hören dann immer mehr von Missbrauch, Übergriff und so weiter,

00:20:20: und dann plötzlich etwas unbewerten oder etwas erinnern, was ihnen ja auch mal passiert ist.

00:20:26: Und dann kommt oft erst Jahre später diese Lawine ins Rollen.

00:20:31: Ist es oft so, dass Patienten, wie jetzt diese erstmal zu euch kommen,

00:20:37: ein bisschen da sind, da was mitnehmen und dann erstmal weg sind wieder?

00:20:43: Also oft würde ich nicht sagen, aber es kommt natürlich vor.

00:20:46: Ganz klar, denn wir sind erstmal in einer Institution, die nicht sagt,

00:20:51: "Oh Gott, du Armer, ja, was ist dir denn passiert?

00:20:54: Komm her, wir trösten dich."

00:20:56: Sondern wir sagen sehr klar, dass wir also von Übergriffen nichts halten,

00:21:00: dass wir eben daran arbeiten wollen mit ihnen, dass sie das eben unterlassen,

00:21:04: und sind dann zum Teil in unserem Auftreten schon noch sehr klar, würde ich sagen.

00:21:08: Wir haben klare Regeln, haben klare Grenzen, und das finde ich auch total wichtig, dass wir die haben.

00:21:14: Damit kann aber nicht jeder sofort umgehen.

00:21:17: Dieser Patient hat es ja auch noch angesprochen, das war ja zu Coronazeiten,

00:21:20: wo wir ja alle deutliche Einschränkungen hatten, das heißt, es kam noch oben drauf.

00:21:25: Das ist ja auch ein Videotermine nur, wenn ich das richtig erinnern habe.

00:21:28: Videotermine, genau.

00:21:30: Oder wenn dann persönliche Termine immer mit Maske und so weiter.

00:21:34: Das ist etwas, das mochten natürlich nicht alle.

00:21:37: Und das hat dazu geführt, dass dann natürlich manche gesagt haben, also so möchte ich nicht arbeiten,

00:21:42: so will ich keine Therapie machen.

00:21:44: Und dann einfach nach ein paar Wochen, Monaten vielleicht nochmal die Problemeinsicht,

00:21:50: oder ich sage immer, der Leidensdruck wird dann stärker,

00:21:53: und wenn der Leidensdruck erstmal stark genug ist, dann melden sie sich noch mal.

00:21:56: Und das kam schon öfters vor, ist aber jetzt nicht die Regel.

00:22:00: Ja, gut. Und klar, hier in dem Fall ist der Leidensdruck wahrscheinlich dann enorm geworden,

00:22:03: als das Ganze dann rauskam in Anführungsstrichen.

00:22:08: Ja, genau. Und dann muss man sich das nach und nach auch selber eingestehen.

00:22:12: Also ja nicht nur das Kind verdrängt vielleicht mal den Übergriff,

00:22:16: in diesem Falle, wie der Patient das erzählt hat,

00:22:18: sondern es ist ja auch so, dass natürlich auch der Täter die Dinge sich selbst schön redet.

00:22:23: Also in dem Moment, wo ein Mensch weiß, dass er jetzt gerade Mist gebaut hat,

00:22:28: beginnt ja der Mensch, um sein Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten,

00:22:33: das Ganze für sich zu erklären, mit scheinbar zum Teil sehr, also wenig nachvollziehbaren Verzerrungen,

00:22:40: wie wir das nennen, und das auch ein bisschen sozusagen vor sich selbst schön zu reden.

00:22:45: Und das braucht dann natürlich auch nochmal einen Anstoß,

00:22:48: und das kann eben sein, dass Gerät ins Helfeld oder irgendwie was anderes passiert,

00:22:53: dass das nochmal reflektiert wird.

00:22:56: Und dann helfen wir natürlich auch gerne diesen Menschen dabei,

00:23:00: die tatsächlich ihre Realität, sage ich jetzt mal, unverzerrt wahrzunehmen

00:23:05: und zu lernen, mit der Realität zu leben.

00:23:08: Ja, ich wollte mit mir ins Reine kommen.

00:23:11: Ich wollte einfach die Dinge, wie gesagt, draufarbeiten.

00:23:13: Ich trage dir 40 Jahre mit mir schon rum und mit all den Problemen, die da sind,

00:23:19: also ich selber habe immer mit Depressionen und Selbstmordgedanken zu kämpfen gehabt.

00:23:24: Ich habe letztendlich dann auch noch meine Kinder geschädigt

00:23:27: und ja, irgendwie muss es weitergehen oder halt auch nicht.

00:23:31: Und ich denke, ohne Hilfe wäre es vielleicht einfach mal nicht weitergegangen.

00:23:34: Es ist jetzt nicht geplant gewesen, der Ton passt aber sehr gut zu dem, was du gerade gesagt hast.

00:23:38: Irgendwann wird der Leidensdruck so groß.

00:23:41: Das hat mir damals auch mich hier erzählt, das hat mir hier jetzt dieser Patient erzählt.

00:23:45: Depressionen, Selbstmordgedanken, das ist schon auch ein Thema, mit dem ihr ganz oft zu tun habt, oder?

00:23:51: Ja, klar. Also die Patienten kommen ja eben nicht erst irgendwie eine Woche,

00:23:57: bevor sie bei uns anrufen, darauf, dass sie pädophil sind,

00:24:00: sondern das sind die Erlebnisse, die sich schon in der geschlechtsreife Entwicklung an sich feststellen

00:24:06: und immer häufiger feststellen und irgendwann lässt sich diese Tatsache dann einfach nicht mehr leugnen.

00:24:12: Dann kann man sich das vorstellen wie so ein Luftballon, der immer praller wird,

00:24:16: der sozusagen durch verschiedene Ereignisse, durch verschiedene Handlungen, durch das Wissen, ich bin pädophil,

00:24:22: der wird immer praller und praller und irgendwann einmal platzt dieser Luftballon.

00:24:26: Und bevor dieser Luftballon platzt, ist dann eben oft dieser Leidensdruck so groß,

00:24:30: dass die Patienten sagen, jetzt ist schon alles egal, bevor ich mir das Leben nehme,

00:24:35: ich probiere es halt jetzt doch nochmal und gehe nochmal zu Kenteter werden.

00:24:39: Das ist aber tatsächlich schon oft sehr fortgeschritten auch vor einer,

00:24:43: manchmal haben die schon geplant, wie sie es tun werden,

00:24:47: manchmal haben sie auch schon Vorbereitungshandlungen sozusagen gemacht,

00:24:51: um sich das Leben jederzeit nehmen zu können, bevor sie nochmal einen Übergriff begehen.

00:24:57: Und das ist sozusagen so diese Schwelle, wo die dann auch manchmal vom Leidensdruck her so leiden,

00:25:02: dass sie dann eben freiwillig dann doch nochmal einen Therapieversuch machen.

00:25:05: Es gibt ja eh eine ganz große Dunkelziffer an Menschen, die unter Pädophilie, Hebiphilie leiden.

00:25:10: Das heißt, es gibt auch eine ganz große Dunkelziffer darunter,

00:25:13: bei wie vielen vielleicht dieser Leidensdruck zu schlimm wurde und die sich wirklich das Leben deswegen genommen haben.

00:25:18: Ja, da gibt es die ganze Bandbreite. Also ganz sicherlich ist jetzt so,

00:25:21: wenn ein Mensch der selber Pädophil ist und der das jetzt hört, das mitkriegt,

00:25:27: dann wird der vielleicht auch für sich sagen, hey Leute, hallo, es gibt auch Menschen hier in Pädophilie

00:25:31: und haben keinen Leidensdruck, weil die können damit gut umgehen

00:25:34: und die können sich wirklich gut kontrollieren. Die leben mit dieser Neigung,

00:25:39: die werden wir auch nie kennenlernen, die werden sich nie Unterstützung bei uns holen,

00:25:43: müssen sie nicht, weil es ihnen gut geht. Sie kommen damit gut zurecht

00:25:47: und andere werden nicht zum Opfer. Wir sehen halt nur die Patienten,

00:25:51: die tatsächlich selber entweder darunter leiden oder andere haben schon darunter gelitten

00:25:56: und die kommen dann halt zu uns und die, die wir nicht sehen und da bin ich ganz bei dir,

00:26:01: werden wir wahrscheinlich auch nie genau feststellen können,

00:26:04: wer nimmt sich denn wirklich erfolgreich das Leben, weil er oder sie drauf kommt,

00:26:09: Pädophil zu sein und das nicht möchte.

00:26:12: Und genau deswegen würde ich jetzt auch nochmal auf die Frage kommen,

00:26:17: wie sind denn eure Patienten überhaupt auf keinen Täter werden? Aufmerksam geworden,

00:26:21: darüber haben wir ja schon ganz oft gesprochen, aber ich finde das trotzdem sehr wichtig,

00:26:24: ebenfalls jemand zuhört, dass ich doch überlegt, sich bei euch zu melden.

00:26:28: Genau, das war tatsächlich durch Fernsehwerbung, kam eine Zeit lang

00:26:33: und dann hatte ich es auch irgendwo verdrängt, aber ich wusste irgendwo im Hinterkopf,

00:26:39: da gibt es etwas und dann bin ich über die Homepage reingekommen

00:26:42: und letzten Endes habe ich dann angerufen.

00:26:44: Ja, ich habe ge-googelt und gesucht und habe gemerkt, es gibt nicht allzu viel

00:26:50: und ja, die nächste Gelegenheit ist halt jetzt hier und jetzt bin ich dahin gekommen.

00:26:55: Ja, es war sehr schwer, gerade auch am Anfang, wenn man sich das Ganze natürlich nicht eingestehen,

00:27:00: oder verdrängt das ganze Thema, aber dann bin ich durch Suchmaschinen einfach,

00:27:06: habe gesucht, okay, Hilfe, Pädophilie und bin dann sehr schnell auf keinen Täter werden geschossen

00:27:12: und genau habe dann mir die Webseite durchgelesen, habe dann telefonisch Kontakt aufgenommen

00:27:19: und dann auch gleich hier im Termin gehabt eigentlich.

00:27:22: Ich finde das ganz interessant, also vor 20 Jahren, da war Google vielleicht noch nicht ein Thema,

00:27:27: als ihr angefangen habt, 2005 war es.

00:27:30: Ja, genau.

00:27:31: Und dann über Fernsehwerbung, das war halt früher das Ding.

00:27:34: Ich kenne sogar den Werbespot, den habe ich mir auf YouTube angeguckt,

00:27:37: damals als wir den Podcast gestartet haben, aber ich glaube, ich gab ja auch mehrere.

00:27:40: Ich gab mehrere, ja.

00:27:41: Und jetzt ist Internet, das Ding, worüber Leute auf euch aufmerksam werden.

00:27:45: Genau, also das Mittel der Wahl mit Sicherheit, genau.

00:27:48: Also diese Entwicklung hat sich ja ganz deutlich auch, oder zeigt sich auch ganz deutlich in den Beschreibungen der Patienten,

00:27:54: die vielleicht früher tatsächlich auch über irgendwie Strickheftchen oder Modeheftchen sozusagen da die Bilder

00:28:03: als, ich sage jetzt mal ganz platt, ohne Niervorlage gewählt haben.

00:28:07: Damals war das über diese Heftchen.

00:28:10: Und da hat es natürlich eine Veränderung gegeben, eine deutliche hin eben zum Internet,

00:28:15: wo einerseits ja genauso im Darknet wie auch im normalen Netz relativ schnell wohl auf etwas stößt,

00:28:23: wenn man nur lang genug sucht.

00:28:25: Und da ist eben natürlich das auch heute Mittel der Wahl, um Werbung zu machen, wobei wir natürlich auch,

00:28:32: an dem Punkt kann ich das ja jetzt auch nochmal so sagen, immer wieder auch angeschrieben werden,

00:28:37: auch von Angehörigen über den Podcast.

00:28:40: Also die über den Podcast, das ja auch so was Neues.

00:28:44: Darüber auf das Projekt kommen und sich darüber dann wirklich trauen, so sagen, so da rufe ich jetzt mal an.

00:28:51: Was ich großartig finde und ich lade auch wirklich alle dazu ein, melden Sie sich, wenn Sie nur das Gefühl haben,

00:28:56: es könnte irgendwie richtig sein.

00:28:58: Und das ist sicherlich einfach der modernen Zeit jetzt geschuldet, dass wir halt da überwiegend im Internet werben dafür.

00:29:05: Was wir aber natürlich trotzdem gerne auch machen, ist in öffentlichen Werbungen schalten.

00:29:10: Das ist meistens auch eine Sache leider Gottes des Geldes, was wir uns gar nicht leisten können,

00:29:15: weil das zum Teil sehr große Summen sind, die wir nicht stemmen können.

00:29:18: Dafür haben wir einfach nicht genug Mittel.

00:29:21: Und zum anderen versuchen wir natürlich auch immer über private TV-Sender oder auch in Kinos Werbung zu machen.

00:29:29: Du hast mir mal gesagt, du willst eigentlich gar nicht, also da ging es um diese Videotherapie,

00:29:34: also per online Chat oder online Videotelophonie, die Therapie.

00:29:40: Und du hast mal gesagt, du findest das eigentlich gar nicht so gut,

00:29:43: weil die Leute nicht auch noch abends dann am Computer sein sollen

00:29:49: und weil der Computer oder das Handy oder das iPad eben auch die Maschine ist, die die Leute gegebenenfalls an so Material bringt.

00:30:01: Zum einen, also ich kann es gar nicht glauben, dass das immer noch so einfach ist, dass man da anscheinend rankommt

00:30:08: an diese Darstellungen, weil man sollte eigentlich denken, dass da alles dafür getan wird.

00:30:13: Und da wird sicher auch viel getan, aber das Netz ist halt das Netz.

00:30:17: Aber also nur eine Feststellung von mir, ich finde das total interessant,

00:30:21: dass das Medium, über das die Leute am leichtesten an solche Darstellungen kommen,

00:30:25: auch das Medium ist, über das sie sich am leichtesten bei euch melden können.

00:30:29: Also das schafft nicht nur beim Konsumieren von diesem Material, diese Distanz und diese scheinbare Anonymität.

00:30:37: Also der Bildschirm ist ganz großartig, weil am Bildschirm bin ich nicht real mit Menschen in Verbindung

00:30:42: und sehe auch nicht real, dass Menschen vielleicht mein Verhalten beobachten.

00:30:47: Das kann ich alles gut wegblenden, dann habe ich diese Matscheibe vor mir

00:30:50: und ich bin ganz alleine mit mir in irgendeinem kleinen Raum, wo scheinbar ich in einer Privatsphäre bin, aber eben nur scheinbar.

00:30:58: Und das ist nicht nur wirksam, wenn es darum geht, Bilder vielleicht zu konsumieren, also Missbrauchsabbildungen,

00:31:07: sondern das ist auch wirksam, wenn ich einfach nur in der Anführungsstrichen eine E-Mail schreiben muss,

00:31:14: da muss ich weder meine Stimme präsentieren sozusagen, noch muss ich mich selber zeigen

00:31:21: und kann erstmal per E-Mail Kontakt aufnehmen.

00:31:24: Wir wünschen uns dann trotzdem immer ein Telefon naht, weil wir einfach vorab Dinge klären müssen,

00:31:33: Fragen stellen wollen und auch eben mit diesen Personen schon mal am Telefon zumindest in einen Erstkontakt treten möchten.

00:31:41: Ich glaube, jeder von uns hat schon mal mitbekommen oder hat das an sich selber schon mal gemerkt,

00:31:45: wenn man im Geschäft vielleicht einen Kollegen, einen Kunden, was auch immer auf was ansprechen muss, was unangenehm ist,

00:31:50: dann greift man lieber zur Tastatur und schreibt eine Mail, als dass man direkt anruft und das ist wahrscheinlich genau dasselbe.

00:31:55: Genau das.

00:31:56: Scheint eine bühare Anonymität.

00:31:58: Bringt nichts, später muss man trotzdem mit den Leuten direkt reden.

00:32:01: Genau das ist es.

00:32:03: Ich habe gefragt, wie war der erste Besuch bei kein Täter werden und das ist was, da kann sich jeder noch ganz genau dran erinnern.

00:32:10: Ich glaube, keiner von uns kann diesen ersten Besuch vergessen.

00:32:13: Es war auf jeden Fall Unsicherheit, es war eine Angst dabei.

00:32:18: Es war sehr beklemmend.

00:32:20: Es war dann extrem emotional und letztendlich aber tatsächlich auch erleichtern.

00:32:26: Es war tatsächlich das erste Mal, dass man sich dann tatsächlich jemandem öffnen konnte.

00:32:31: Es ist ein jahrzehntelanges Geheimnis, was ich mit mir umgeschlitten habe

00:32:35: und konnte das erste Mal irgendjemandem darüber reden, ohne verurteilt zu werden.

00:32:40: Und das ist nicht so vergleichend tatsächlich.

00:32:44: Es war eigentlich ganz gut, weil ich habe schon jede Therapie hinter mir

00:32:48: und das ist quasi jetzt auch eine Therapie, so wie andere, mit der Ausnahme, die hilft halt auch.

00:32:54: Also das ist das Neue.

00:32:57: Mit der Ausnahme, die hilft halt auch.

00:33:00: Ja, das hat er sehr, sehr schön formuliert.

00:33:03: Das ist auch sehr glaubhaft.

00:33:05: Denn er hat gesagt, er hat schon viele Therapien vorher auch gemacht.

00:33:09: Darauf hatte ich ja sogar auch schon mal in einer anderen Folge Bezug genommen,

00:33:13: dass viele unserer Patienten zunächst mal wegen zum Beispiel eben einer Depression

00:33:18: in eine ambulante Psychotherapie gehen und sich da schon mal Hilfe holen möchten,

00:33:24: allerdings dann eben ohne über ihre Sexualität zu sprechen.

00:33:29: Das ist für viele psychotherapeutische Kolleginnen und Kolleginnen manchmal auch ganz angenehm,

00:33:36: wenn dieses Thema ausgespart ist.

00:33:38: Das ist immer noch eines der schwierigsten Themen in der Psychotherapie,

00:33:41: neben Suizidalität und Schulden.

00:33:44: Und insofern wird dann sozusagen eine Psychotherapie begonnen wegen einer affektiven Erkrankung beispielsweise.

00:33:52: Aber niemals wird die Ursache, nämlich diese sexuelle Präferenzstörung,

00:33:57: die einher geht mit so viel Scham, Angst und so weiter, angesprochen,

00:34:01: dann kann natürlich eine Therapie auch überhaupt nicht wirken,

00:34:04: weil wir ja ständig an der Ursache vorbeisprechen.

00:34:07: Ich war sehr nervös natürlich am Anfang.

00:34:10: Ich habe auch ein bisschen länger Anfahrtsweg, da macht man sich dann natürlich auch Gedanken,

00:34:14: oh, wie wird jetzt das der erste Termin.

00:34:16: Und die Nervosität ist natürlich, je näher man hierher gekommen ist, auch immer höher geworden.

00:34:22: Aber ja, ich habe ein sehr nettes Gespräch gehabt, habe ganz offen geredet

00:34:27: und hatte da nach langem mal wieder das Gefühl, okay, ich bin einfach ein Mensch mit der Ursache.

00:34:33: Einfach ein Mensch mit der Präferenz und keinem Monster, wie man sich da selber leider oft einredet.

00:34:38: So, ja.

00:34:39: Ihnen habe ich auch gefragt, wie war es denn, wie hat es sich angeführt,

00:34:43: dass man das erste Mal ganz offen über dieses Thema sprechen darf und kann?

00:34:48: Ja, das war befremdlich, würde ich sagen, auch am Anfang,

00:34:52: gerade weil man nicht über das Thema spricht und man selber auch nicht über das Thema sprechen will,

00:34:57: weil es so ein Tabu-Thema ist, auch was in der Gesellschaft darüber angeht

00:35:02: und ich das natürlich auch nicht für wahr haben wollte, dass ich jetzt diese Präferenz habe.

00:35:07: Aber man erlebt einfach, dass man hier offen sprechen kann, man wird nicht verteufelt,

00:35:12: man wird nicht als schlechterer Mensch dargestellt, und weil man die Präferenz hat,

00:35:16: sondern man ist einfach ein Mensch mit der Präferenz und damit muss man eben lernen, um zu gehen.

00:35:20: Ich habe schon gesagt, ich finde ihn unfassbar reflektiert,

00:35:23: aber das hört man auch immer wieder in seinen Ohrthönen raus.

00:35:27: Also, wenn ihr das hört, wird er sich bestimmt sehr, sehr freuen über deine anerkennenden Worte.

00:35:31: Ja, wir sind ja eigentlich heute hier, weil wir über die Einstellung der Finanzierung für kein Täter werden sprechen wollen.

00:35:41: Das kann man natürlich, also man muss das ja ganz in den Kontext setzen, das machen wir hier gerade,

00:35:45: deswegen hören wir die Töne von deinen Patienten, reden wir über ihre Vorgeschichten,

00:35:50: warum sie zu euch gekommen sind, und ich glaube, das ist ja das Wichtige.

00:35:54: Und das Allerwichtigste ist für mich zu zeigen, warum hat ihnen kein Täter werden geholfen,

00:36:01: und da habe ich natürlich auch mit ihnen darüber gesprochen,

00:36:03: um zu zeigen, was eventuell fehlen würde, wenn wir die Finanzierung einstellen.

00:36:08: Es gibt keine wirkliche Hilfe für pädophile Menschen, es gibt zum Glück Hilfe für Opfer,

00:36:16: aber für Täter gibt es zum Teil Psychologen, die sich das zwar auch zutrauen,

00:36:22: aber ich kann aus eigener Erfahrung ganz klar sagen, die Erfahrungen, die die Menschen, die Psychologen hier bei Kanteter werden haben,

00:36:30: die haben einen Schatz an sich, an einer Erfahrung, die kann man nicht vergleichen.

00:36:38: Und auch andere Psychologen, die sich nicht damit regelmäßig befassen, die können es einfach nicht nachvollziehen,

00:36:47: die wissen nicht, wie man richtig damit umgeht, sie wissen auch nicht, wie die Opfer damit umgehen,

00:36:53: sie kennen die Zeitabschnitte nicht, wie viel Zeit das Ganze bedeutet,

00:36:58: das war eines meiner größten Lehrpunkte hier tatsächlich,

00:37:04: dass das Ganze unfassbar viel Zeit braucht, bis so etwas aufgearbeitet werden kann, falls es überhaupt funktioniert.

00:37:11: Lass uns noch kurz, bevor wir darauf eingehen.

00:37:13: Ich habe Ihnen, also er hat ja jetzt sehr viel gesagt, warum kein Täter werden so wichtig ist,

00:37:18: und warum es hilft, ich habe ihn aber auch noch gefragt, hat es dir denn geholfen?

00:37:23: Zu 100 Prozent, also bei mir auf jeden Fall, ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und schneller herkommen.

00:37:31: Ich kann es auf jeden Fall mal so sagen, wenn ich die Möglichkeit habe, mich zu öffnen, dann ist schon ein riesiger Schritt geschehen.

00:37:43: Dieses Geheimnis, das mit rumgetragen worden ist, bei mir jahrzehntelang, das ist dann auch kein Geheimnis mehr.

00:37:50: Es ist ein Teil von dir, es gehört zu dir, aber es muss keine Macht über dich haben.

00:37:56: Und hier habe ich gelernt, dass diese Macht ich habe und nicht diese Neigung.

00:38:02: Was ich da mitgenommen habe, ist das Thema Zeit.

00:38:05: Also A) Zeit für die Therapie, B) Zeit, die man überhaupt braucht, um sich einzugestehen, man hat diese Präferenz und man braucht Hilfe.

00:38:15: Darüber haben wir ja schon ganz viel gesprochen.

00:38:17: Ich finde das Thema Zeit in der Therapie total interessant.

00:38:21: Darüber haben wir auch noch gar nicht so viel gesprochen, glaube ich, auch in den vergangenen Folgen.

00:38:26: Ist es was, wo du als Therapeutin auch sagst, ja, Leute, ihr müsst Zeit mitnehmen, das ist nichts, was morgen Gehalt ist?

00:38:33: Absolut. Also, der Wunsch ist natürlich so.

00:38:36: Der Wunsch ist, ich komme zu Kanteter werden, ich mache da drei Gespräche und die drücken auf den Kopf und dann bin ich nicht mehr pedophil.

00:38:42: Klar ist das der Wunsch. Also den Wunsch hätten wir alle.

00:38:47: Wenn es so leicht wäre, dann hätten wir das Thema nicht mehr in der Größenordnung.

00:38:53: Tatsächlich braucht es Zeit, weil es ja eben etwas ist, was ein Teil dieser Menschen ist und das bei sich selbst anzuerkennen und das dann wirklich gemeinsam so kennen zu lernen.

00:39:05: Also man kann sich das vorstellen, wirklich wie so ein kleiner Teil, der nie angeschaut wird.

00:39:12: Der ist irgendwo weggeschlossen in irgendeinem Raum, wo wir nie hingehen.

00:39:16: Und was wir versuchen in der Therapie, vergleicht das immer mit einem Tauchgang.

00:39:19: Ich bin leidenschaftlicher Taucherin und habe immer Vergleichtherapie immer mit einem Tauchgang.

00:39:24: Wir können vom Boot aus immer nur die Spitze des Eisbergs sehen. Die sehen die Patienten aber auch alleine.

00:39:30: Also dafür brauchen sie keinen Therapeuten.

00:39:33: Das ist ein ganz, ganz kleiner Prozentsatz, sagen wir mal 4%, die wir bewusst von uns kennen.

00:39:40: In dem Moment, wo ich mich einem Therapeuten anvertraue und darüber sprechen kann,

00:39:45: wir legen die Tauchklamotten an, wir tauchen ab, wir schauen uns unten auf 40 bis auf 40 Meter, dürfen Sporttaucher gehen.

00:39:54: Genau, schauen wir uns sozusagen an, was ist da unten unter dieser Spitze des Eisbergs,

00:40:00: welche Risse hat dieser Eisberg, welche Beschaffenheit hat der.

00:40:04: Und nur durch das Kennenlernen dieses Teils können die Patienten, so wie der das gerade so schön gesagt hat,

00:40:11: die Macht über die Neigung bekommen und können kontrollieren und können wahrnehmen,

00:40:17: wann muss ich was tun, damit ich rechtzeitig gegensteuere.

00:40:22: Und das ist sozusagen der Wert dieser Therapie.

00:40:25: Und da ist ganz klar, wenn wir uns das bildlich nochmal anhand dieses Eisbergs verdeutlichen,

00:40:31: wenn wir einmal abtauchen, zweimal, dreimal, dann können wir immer nur bestimmte Bereiche uns anschauen.

00:40:37: Wir brauchen Zeit, je mehr Zeit wir haben, umso mehr können wir von diesem Eisberg erkennen, sehen und dann eben auch Kontrolle bekommen.

00:40:47: Tolle bildhafte Metapher.

00:40:49: Danke.

00:40:50: Arbeitet beim Radio und mir hat man immer eingepleut, schafft Bilder im Kopf.

00:40:55: Hast du gerade ganz toll gemacht, also falls du irgendwann zum Radio möchtest.

00:41:01: Das hilft in der Psychotherapie auch.

00:41:05: Das war super, weil dann konnte ich quasi zum ersten Mal mit Menschen darüber sprechen, was mich schon seit Jahrzehnten beschäftigt

00:41:16: und was mir natürlich auch große Probleme macht und leider auch anderen.

00:41:21: Also da denke ich mir mal, ja, hätte ich früher mal mit Leuten sprechen können,

00:41:25: vielleicht hätte sich mein Leben und das Leben viele andere Menschen dann jetzt völlig anders entwickelt.

00:41:30: Auch das zieht sich durch, dieses Satz hätte ich mal...

00:41:33: Ich habe auch noch gefragt, auch ihn, was hast du denn persönlich bei Keintäter werden mitgenommen?

00:41:40: Ich hatte bislang immer Depressionen und war quasi roboterartig unterwegs und immer mit einem Bein schon in Selbstmord.

00:41:49: Also ich habe mir schon alles genau ausgemacht.

00:41:53: Ich wüsste, wie es geht. Ich habe die Utensilien besorgt.

00:41:56: Es ist alles da. In kürzester Zeit könnte ich den Plan umsetzen. Es ist schon ziemlich weit gegangen.

00:42:04: Und das habe ich jetzt nicht mehr.

00:42:06: Einfach, weil ich hier Hilfe gefunden habe, die wirklich geholfen hat, ursächlich an den Dingen gearbeitet wurde, die schon seit ich 14 bin beschäftigen.

00:42:20: Es ist jetzt in den letzten Monaten gekommen und dann wurde ich übergriffig und jetzt ist es alles basiert.

00:42:28: Nein, ich weiß ja, seit 14, dass es unterschwellig ist.

00:42:32: Und ich weiß auch, seit 14, ich darf damit niemanden reden, weil das kann ich niemanden sagen.

00:42:38: Es geht einfach nicht.

00:42:40: Und das hat mir niemand so zuverschädigt gegeben oder mir glaubhaft versichert.

00:42:44: Ja, ich kann mich jetzt doch öffnen. Ich könnte das mal was irgendwie hier rauslassen.

00:42:48: Noch nicht mal in den Therapien wird es angesprochen, weil es einfach ein schwieriges Thema ist und auch die meisten Reboeuten da nicht drüber reden wollen.

00:42:56: Da hätte ich sagen müssen, hey, und übrigens, ich bin auch noch pädophil, das müssen wir uns mal anschauen.

00:43:00: Aber wenn man das macht, dann kommen die alle ins Schwimmen. Also es ist schon schwierig.

00:43:07: Dieses Thema, niemand zum reden, das finde ich total interessant und ist darauf auch noch ein bisschen näher eingegangen.

00:43:15: Wenn man die Leute fragt, was kann man da machen, also dann meistens erschießen in den Shatterstecken oder für mein Span.

00:43:23: Das sind so die drei Sachen, die man so so hört.

00:43:26: Und nachdem quasi man ja, also ich habe 14 ja schon gewusst, was los ist, nicht hier, weiß ich, mir war das klar.

00:43:34: Und ich wusste, ich bin halt völlig anders als andere und so wie andere sind, bin ich nicht.

00:43:39: Und dann höre ich Schulkameraan sprechen, dann höre ich Erwachsene sprechen, dann höre ich meine Eltern sprechen.

00:43:46: Und alle haben dieses wegsperren oder abschießen Ding und dann weiß ich, also meine Eltern sag ich dem mal besser nicht.

00:43:54: Weil ich möchte wieder ein Gesperr noch abgeschossen haben.

00:43:58: Und so ja, versuchte ich oder versuchen die meisten, das dann einfach mit sich selber auszumachen, was dann auch eine ganze Zeit lang klappt.

00:44:08: Aber nicht für immer. Also ich weiß ja nicht, wie das andere hinkriegen, aber für immer, das durchzuhalten und dabei noch geistig, seelisch gesurft zu bleiben.

00:44:22: Also schwierig.

00:44:24: Diesen Aspekt, den er da reingebracht hat, ich habe ein Jahr lang intensiv an diesem Podcast gearbeitet, mich mit dir getroffen.

00:44:33: Und an diesen Aspekt so krass hatte ich eigentlich nie gedacht, egal wen du draußen fragst, wenn du über Pädophilie sprichst, dann kommt ja wegsperren oder wie er sagt, noch drastischere Dinge.

00:44:44: Und wenn das selbst deine Eltern sagen, dann öffnest du dich da ja niemals.

00:44:48: Ja, und das ist tatsächlich etwas, was ich ja auch, ich habe viel mit Angehörigen gesprochen.

00:44:52: Das ist ja auch so ein großes Steckenpferd von mir und im Übrigen auch eine wirkliche, also eigentlich kann man sagen, blöd formuliert, eine Marktlücke.

00:45:00: Angehörigen gibt es nichts. Die möchte ich auch nochmal ganz besonders.

00:45:05: Wir haben ja auch eine Folge, wo wir uns ausschließlich mit Angehörigen beschäftigen.

00:45:09: Auch das nochmal hervorheben, dass auch Angehörige, nachdem sie dann erfahren, dass geliebte Menschen aus der eigenen Familie oder auch aus dem Freundeskreis diese Neigung haben, beginnen zu reflektieren,

00:45:24: "Oh Gott, was habe ich früher über diese Menschen gesagt?"

00:45:29: Unwissentlich, man weiß ja nicht.

00:45:31: Ja, absolut. Und haben dann wirklich auch zum Teil ein schlechtes Gewissen, haben Schuldgefühle, weil das tatsächlich gar nicht beabsichtigt, wissentlich reflektiert und bewusst, sozusagen gesagt war,

00:45:46: sondern vielleicht auch manchmal so schnell dahingesagt, wie man halt so schnell urteilt über verschiedene Dinge.

00:45:52: Ganz großartig, wir sind ja alle Meister im schnellen Urteilen, also die Situation spitzt sich ja auch politisch zu.

00:46:00: Und das ist eben etwas, was natürlich dann auch unsere Patienten sehr stark beeinflusst und ganz, ganz furchtbar natürlich, wenn man sich das vor Augen führt,

00:46:10: ein 14, 15, 16-Jähriger Heranwachsender, der etwas bei sich feststellt, von dem er weiß, wenn er das jemals offen sagt, wird er erschossen oder eingesperrt, furchtbar.

00:46:21: Ja, wir halten fest, es ist manchmal einfach zu sagen, ja dann, warum hast du nicht mit uns geredet oder warum hast du dir nicht Hilfe gesucht, genau deswegen.

00:46:30: Weil man vorgelebt bekommt, sein ganzes Leben, es führt zu schlimmen Konsequenzen für dich, wenn du darüber sprichst.

00:46:40: Vielleicht ist an der Stelle auch noch der Satz noch mal ganz wichtig, dass wir ganz dringend, und da möchte ich auch noch mal extra alle Menschen, die diesen Podcast hören, aufrufen dazu,

00:46:50: das auch gerne weiter zu transportieren, wir müssen unterscheiden zwischen einem Menschen, der eine pedophile Ausrichtung hat und jemandem, der Übergriffe begeht.

00:47:03: Und wir können ganz differenziert sagen, mit den Übergriffen sind wir überhaupt nicht einverstanden, das geht gar nicht, und da habe ich eine ganz klare Haltung,

00:47:12: alle meine Patienten wissen das, und gleichzeitig muss ich mit den Menschen trotzdem, im Idealfall, wohlwollend umgehen, damit ich Taten verhindere.

00:47:23: Es nutzt nichts, wenn ich immer nur sage, die müssen eingesperrt werden, Menschen die Übergriffe begehen werden eingesperrt, wenn diese Übergriffe ins Hellfeld kommen.

00:47:34: Und dann muss ich aber auch sagen, dieser Mensch hat die zweite Chance verdient und wir müssen auch mit diesen Menschen arbeiten, denn sonst verhindern wir keine weiteren Straftaten.

00:47:45: Und das ist einfach der Punkt und die Trennung zwischen Mensch und Verhalten.

00:47:50: Auch deinen dritten Patienten habe ich gefragt, wie ihm denn die Arbeit mit kein Täter werden geholfen hat.

00:47:57: Die Arbeit hat mir sehr geholfen, um mit mir selber klarzukommen, um mich selber kennenzulernen, zu lernen, dass ich nicht die Präferenz bin,

00:48:07: sondern ich diese Präferenz leider habe, ob sie auch nur ein kleiner Teil von mir ist.

00:48:11: Und ja, einfach diese offene Offenheit, man kann nicht mit vielen Leuten über das Thema sprechen,

00:48:19: und einfach mal offene über dieses Thema sprechen, so kann man einfach so gut tun und lernen, damit umzugehen.

00:48:26: Die Präventionsarbeit ist einfach so unglaublich wichtig.

00:48:29: Ist das was, wo ihr mit vielen Patienten darüber sprechen müsst, ihnen klar zu machen, hey, diese Präferenz ist vielleicht ein Teil von dir, aber die macht dich nicht aus.

00:48:39: Das ist nicht deine Persönlichkeit, du hast noch ganz andere tolle Seiten.

00:48:44: Ja, das würde ich schon sagen, das, was am Anfang in den ersten Monaten zum Teil vielleicht sogar jahrelang ganz, ganz wichtig ist,

00:48:54: diesen Menschen immer wieder zu sagen, du bist großartig, wie du bist, aber du hast problematische Anteile.

00:49:00: Und ganz ehrlich, wer hat die denn nicht?

00:49:03: Also, nur weil ich jetzt vielleicht das Glück habe, nicht pedophil zu sein, heißt es nicht, ich bin ein toller Mensch und bin perfekt in meiner Funktionsweise.

00:49:10: Auch ich habe meine Schattenseiten, diese Schattenseiten kann ich kennenlernen, wenn ich stark genug bin, zu sagen, okay, ich will etwas über mich erfahren.

00:49:20: Und das ist das, was unsere Patienten entschieden haben.

00:49:23: Die wollen sich mit ihren Schattenseiten beschäftigen, damit diese Schattenseiten immer weniger anderen schaden.

00:49:31: Ich habe ja in der ersten Frage, habe ich gefragt, wie hat dir die Arbeit mit kein Täter werden geholfen?

00:49:38: Was ich aber auch ganz interessant finde, ist die Frage, was hast du aus der Arbeit mitgenommen für dich persönlich?

00:49:44: Das Wichtigste auf jeden Fall war zu lernen, dass die Präferenz nicht ein, als er über ausmacht.

00:49:53: Und die Präferenz dient auch keiner von außen.

00:49:56: Darum muss man erst mal ein bisschen Abstand zur Präferenz gewinnen, um selber zu sehen, okay, man ist noch ein Mensch, der eben leider diese Präferenz hat,

00:50:05: aber den die Präferenz eben nicht ausmacht.

00:50:08: Was du gerade gesagt hast.

00:50:10: Ja, genau, das ist der Eisberg, zu dem wir hintauchen können, den wir uns von der Entfernung aus anschauen wollen, den wir erkunden wollen,

00:50:18: den wir wissenschaftlich gerne untersuchen wollen, auch das ist ja ein Teil von unserem Projekt kein Täter werden.

00:50:23: Wir wollen ja auch wissenschaftlich untersuchen und damit eben diese Distanzierung zu sagen, das ist ein Teil von mir,

00:50:32: aber ich habe eben auch noch ganz viele andere Anteile.

00:50:36: Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, wo ich mit deinen Patienten eben darüber gesprochen habe, dass die Finanzierung eventuell eingestellt wird.

00:50:46: Meine erste Frage war eigentlich ganz einfach.

00:50:49: Ich wollte einfach von Ihnen mal wissen, kannst du denn nachvollziehen?

00:50:52: Also es gibt ja Gründe, warum die Politik sagt, ja, wir müssen Geld sparen,

00:50:56: wir müssen auf unseren Haushalt achten und Co., kannst du nachvollziehen, dass die Finanzierung für kein Täter werden eingestellt wird?

00:51:05: Also ich kann es in ganz der Weise nachvollziehen.

00:51:08: Also es ist zwar nicht klar belegt, woher so eine Neigung kommt, aber es ist bewiesen, dass vor allem,

00:51:15: es braucht die Kinder auf wieder zu tätern werden.

00:51:18: Und es geht hier tatsächlich, es gibt die Möglichkeit diesen Rackenschwanz hier zu beenden

00:51:25: und das ist das, warum wir hier sind, warum wir das wollen.

00:51:29: Ich glaube, dass auch hier ein gesunde Mensch genau dieses Ziel hat

00:51:33: und das ist das, was wir wollen, also diesen Rackenschwanz zu beenden,

00:51:39: dass wäre das Beste, was uns an passieren kann.

00:51:42: Ein Punkt, den würde ich gerne noch mit dir einordnen, das finde ich interessant,

00:51:46: ist es wirklich so, dass Kinder, die unter Missbrauch gelitten haben,

00:51:51: eventuell selbst höhere Chancen haben, Täter zu werden.

00:51:55: Na ja, was heißt höhere Chancen?

00:51:57: Also es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die das belegen würden.

00:52:00: Aber es ist tatsächlich oft so, dass ich, also ich arbeite ja auch selber so als Selbstständige in der Justizvollzugsanstalt

00:52:06: mit verurteilten Straftätern und da ist es schon sehr, sehr häufig so,

00:52:10: dass Menschen, die Missbrauch selber erleben, ich sage es jetzt mal so,

00:52:15: denn nicht automatisch leiden alle unter Missbrauch,

00:52:20: ich hatte schon auch Patienten, die gesagt haben, das war eine der schönsten sexuellen Erfahrungen, die ich hatte.

00:52:26: Also der unter Anführungsstrichen Täter war weder brutal, noch irgendwie hat er mich übervorteilt oder so.

00:52:34: Und es gibt ja auch in Missbrauch diese zweite Komponente und das macht zu furchtbar schwierig auch zum Teil für die Opfer,

00:52:42: dass es eben auch häufig eine biologische Reaktion bekommt, also verschiedene Berührungen

00:52:49: führen ganz zwangsweise zu einer biologischen Reaktion und vielleicht eben auch zu einem bestimmten Gefühl einer Erregung,

00:52:58: die nicht eingeordnet werden kann, weil die inadequate sich anfühlt, weil der, der das tut, eigentlich ja jemand ist, der das gar nicht machen soll oder darf.

00:53:09: Das ist das, was ich vorhin auch meinte, das kann erst gar nicht eingeordnet werden.

00:53:14: Und da ist es tatsächlich so, dass manchmal Menschen, das sind dann nicht immer pedophile Menschen, das muss ich auch ganz gerne dazu sagen,

00:53:21: ich arbeite ja in der Justizvollzugsenstalt überwiegend mit Ersatzhandlungstättern, die sind gar nicht pedofil.

00:53:27: Und da wird das dann schon angeführt, na ja, das war eine schöne sexuelle Erfahrung, sozusagen ganz verkürzt formuliert, die ich weitergeben wollte.

00:53:36: Ja, genau.

00:53:37: Da hat jetzt nicht zu 100 Prozent zum Thema gepasst, aber ich fand das wichtig, dass wir diesen Satz mal noch einordnen.

00:53:43: Deswegen spielen wir die Töne auch nicht einfach nur so, sondern reden darüber, weil manche Dinge muss man auch einfach immer einordnen,

00:53:50: vor allem in deiner Branche wahrscheinlich.

00:53:54: Wie fühlt sich das Ende der Finanzierung für unseren zweiten Patienten an?

00:53:58: Eine schlechte Entscheidung in einer langen Reihe, schlechte Entscheidungen.

00:54:03: Also, ich weiß nicht, wie man auf die Idee kommen kann.

00:54:08: Natürlich, wenn man jetzt sagt, ich muss es irgendwie den Rotstift ansetzen, klar.

00:54:12: Also, es wird bestimmt keine Emotionen der pedophilien Community dann sagen, ja, wir wollen, dass das jetzt bleibt, weil man spricht nicht,

00:54:20: das Tabu ist groß, das Ding ist auch groß.

00:54:23: Also, da kann man ganz sicher sein, die werden sich nicht beschweren.

00:54:26: Also, sie werden weiter leiden, wie sie es halt so tun, aber beschweren kommen, die sich nicht.

00:54:30: Aber man muss auf der anderen Seite mal sehen, wenn quasi jetzt, wenn den pedophilen geholfen würde,

00:54:35: das ändert ja deren Leben und verbessert deren Leben, die werden nicht depressiv und liegen der Gesellschaft vielleicht auf der Tasche

00:54:42: und sie schädigen niemanden, die dann auch wieder quasi ihre Pio-O-Pleme haben zu verständlich und dann auch wieder Kosten verursachen.

00:54:51: Aber vielleicht sollte man von der Seite angehen, wenn man nur an den Kosten interessiert ist.

00:54:55: Interessante Aspekt, natürlich.

00:54:57: Zitale sind Ratten schwanzmitzig.

00:54:59: Und auch ein ganz, ganz wichtiger Aspekt, den ich noch ganz kurz ergänzen kann aus meiner Doktorarbeit, wo ich ja über Angehörige geschrieben habe.

00:55:07: Auch da bin ich zu einer Studie gekommen, allerdings eine amerikanische Studie, in der nachgewiesen wurde für suchtkranke Menschen,

00:55:16: also nicht für unsere Patientengruppe, aber für suchtkranke Menschen, dass die Angehörigen, die davon betroffen sind, tatsächlich

00:55:26: natürlich auch wieder dem Gesundheitssystem deutlich kosten.

00:55:31: Also das heißt, dieser Patient hat natürlich in seiner Aussage den Nagel völlig auf den Kopf getroffen.

00:55:38: Denn wenn wir frühzeitig Maßnahmen anbieten, dann werden möglicherweise Angehörige gut betreut.

00:55:45: Das ist sozusagen auch ein ganz großer Wunsch von mir für eine Zukunft.

00:55:49: Da können die Politiker gleich mal reinhören.

00:55:51: Ich möchte auch Geld haben, dass wir die Angehörigen betreuen, dass die auch Unterstützung bekommen, denn auch die leiden.

00:55:58: Auch diese Menschen werden depressiv, bekommen Angststörungen und sonstige Probleme.

00:56:04: Und das ist einfach total wichtig frühzeitig.

00:56:07: So wie immer eigentlich Prävention ist immer billiger als hinterher dann den Schaden sozusagen irgendwie wieder gut machen zu müssen.

00:56:16: Klar, kürzer Einschub, wir sind ja eigentlich bei den Gedanken über die Einstellungen, aber wenn wir schon über das Thema Finanzierung sprechen,

00:56:23: auch da habe ich gemerkt, deine Patienten informieren sich dadurch auch über diese Sache.

00:56:29: Ich habe mal ein bisschen recherchiert.

00:56:31: Das ist der spitzenverwandten Bund der Krankenkassen, der bekommt jährlich 14,5 Milliarden Euro.

00:56:38: Und sie finanzieren dieses Projekt mit monatlich 5 Millionen Euro. Das sind in dem Fall 0,03448%.

00:56:48: Und ich bin der Meinung, dass dieses Projekt einen immensen Mehrwert aufweist als diesen 0,03%.

00:56:55: Und ich möchte gar nicht auf dieses ganze Leid eingehen, was dadurch verhindert werden könnte.

00:56:59: Also manchmal ist es wichtiger, dass diese nackten Zahlen kommen, damit können vielleicht Politiker besser umgehen.

00:57:08: Aber vor allem, was dieser immense Schaden anrichten kann, dafür sollten vielleicht sogar mehr wie diesen 0,03% möglich sind.

00:57:16: Ich muss dazu sagen, er hatte mich überrascht, als er die Zahlen dann so präsentiert hat.

00:57:20: Ich hatte die nämlich nicht so in dieser Gänze parat.

00:57:23: Ich muss auch jetzt an dieser Stelle sagen, ich kann gerade nicht einordnen, waren die richtig, waren die falsch.

00:57:28: Weiß nicht, weißt du es?

00:57:30: Also was ich auf jeden Fall weiß, ist, dass es nicht 5 Millionen monatlich sind, sondern wesentlich weniger.

00:57:35: Also das ist der Gesamttopf, in den alle gesetzlichen Krankenversicherungen,

00:57:41: muss man auch nochmal betonen, die Privaten sind dann nicht dabei, die bezahlen dann nicht.

00:57:46: Die gesetzlichen Krankenversicherungen leisten ihren Beitrag.

00:57:50: Das Ganze kommt in einen großen Pot und aus diesem Pot werden Modellprojekte finanziert, wo wir eben sozusagen Personal, Medikation, Räumlichkeiten und so weiter finanzieren.

00:58:06: Und dieser Topf ist jetzt 2025 nahezu aufgebraucht, bis dahin ist sozusagen auch das Ende der Finanzierung.

00:58:16: Es verdeutlicht aber sehr gut, dass sich die Patienten da Gedanken drum machen, sich informieren,

00:58:23: und dass es ihnen wichtig ist, wie du am Anfang der Folge auch erzählt hast, dass sie gerne klar in der Anonymität, aber dass sie gerne was tun würden.

00:58:31: Und um euch mal zu erzählen, wie das war, wir waren, wir saßen in dem Büro eines Kollegen von dir, von Jamie Knoblauch.

00:58:40: Der erste war ja auch in der ersten Staffel bei uns im Podcast zu Gast, während in dem Therapierraum, hat die Gruppentherapie stattgefunden,

00:58:49: dann kam immer einer zu mir und ich habe mit ihm gesprochen. Und die hatten alle drei.

00:58:54: Alle drei kamen sie mit Notizen, mit einem kleinen Buch, wo sie sich wirklich Dinge aufgeschrieben haben.

00:59:01: Also ich hätte wahrscheinlich noch Stunden mit ihnen sprechen können.

00:59:03: Sie haben leider den Rahmen gesprengt, aber die waren vorbereitet, die waren sogar gefühlt, also ich hatte das Gefühl, sie waren sogar enttäuscht,

00:59:11: dass wir nur 20 Minuten pro Person gesprochen haben und nicht noch länger.

00:59:15: Ja, also in der Tat ist natürlich da das Bedürfnis enorm groß auch.

00:59:21: Und auch den Schritt, den sie ja sowieso jetzt gegangen sind, nämlich sich zu öffnen, auch so nutzbar zu machen, dass das ganze Projekt und auch ihre Zukunft stabil gesichert bleibt.

00:59:34: Und unsere Patienten haben so ein bisschen, das ist auch so ein Bild, das ich so habe.

00:59:40: Ich finde immer KTV, also Quenteterwerden, wir sind eine große Familie.

00:59:44: Die Mitarbeiter, die langjährigen Kollegen und Kolleginnen, da entsteht ein Familienzusammenhang, so ein Gefühl des Zusammengehörns.

00:59:53: Und auch das ist spürbar, dass natürlich jetzt auch Kollegen und Kolleginnen, die fürchten um ihre Stellen, sich natürlich auch mit einem Bein nach außen bewegen,

01:00:02: um zu schauen, wie kann ich auch meine Existenz nach 2025 sichern.

01:00:07: Und da spüre ich immer so einen Verlust, wenn wieder jemand geht, denn wir sind eine Familie und unsere Patienten erleben das eben genauso.

01:00:16: Wenn man jetzt nochmal das aufgreift, was der Patient vorher über seine Familie, über seine Eltern erzählt hat,

01:00:22: wenn wir uns vorstellen, dass das alle vielleicht in einer bestimmten Form so erleben und dann sind sie endlich in einer Gruppe,

01:00:28: wo sie Menschen gegenüber sitzen, die sie schätzen, mit denen sie lachen können, mit denen sie ganz kritisch sich auseinandersetzen können,

01:00:36: dann steht ein ganz großes Gefühl eines familiären Zusammenhalts und darum kämpfen die natürlich.

01:00:43: Und es war unseren Patienten ganz wichtig, dass sie sich vorbereiten können auf diesen Termin, damit sie ja nichts vergessen zu sagen.

01:00:52: Wo ich das erfahren habe, gerade von den Psychologen hier in der Gruppe, war ich auch erstmal so ein bisschen baff, muss ich sagen.

01:01:00: Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass irgendjemand für so ein wichtiges Projekt die Finanzierung einstellt.

01:01:06: Natürlich ist es leichter gesagt, als einer der betroffen ist, da ist es natürlich immer sehr wichtig.

01:01:12: Aber wie auch schon gesagt, dass die Prävention einfach das Wichtige hierbei ist und man einfach koptokletet ist,

01:01:21: weil in Zukunft niemand mehr Opfer hier von werden ist einfach in meinen Augen unglaublich, dass man da die Finanzierung einstellt.

01:01:30: Die Prävention. Wir haben sie angesprochen, dein Patient hat sie angesprochen.

01:01:35: Und ich habe ihn dann auch gefragt, was genau fehlt denn, ohne kein Täter werden?

01:01:41: Mich trifft es natürlich direkt, aber wenn man auch an die Opfer denkt, die eben verhindert werden können, wenn Präventionstherapie geleistet wird,

01:01:52: ist das Ganze einfach nochmal so ein wichtiges Thema, weil es eben auch in der Gesellschaft so tabuisiert ist,

01:01:58: wo man nicht offen darüber sprechen kann.

01:02:00: Und diese offenen Gespräche und zu lernen, wie gehe ich mit dem Thema um, dass man kein Monster ist, wenn man die Präferenz hat.

01:02:09: Das ist einfach so wichtig und das hatte ich davor nirgendwo so erfahren, bisher nur hier und es tut einfach unglaublich gut.

01:02:17: Präferenz ist das eine und was wir jetzt auch schon ein paar Mal gehört haben, ist, dass ich lernen, dass ich kein Monster bin.

01:02:24: Auch darüber haben wir ja schon gesprochen.

01:02:27: Und in dem Zusammenhang fand ich es dann auch interessant, wie würde es denn für dich weitergehen, wenn kein Täter werden wirklich eingestellt wird?

01:02:35: Also ich mache auf jeden Fall weiter.

01:02:37: Überhaupt keine Frage, das Projekt ist ja zum Glück noch für dieses Jahr gesichert.

01:02:40: Das ist für mich auf jeden Fall sehr, sehr wichtig.

01:02:44: Ich habe aber auch das unfassbare Glück, eine Partnerin gefunden zu haben, die auch nachdem das Ganze ausgekommen ist, weiterhin zu mir hält.

01:02:52: Wir hatten zwar wirklich eine sehr intensive und heftige Zeit.

01:02:55: Und eines der Vorteile bei diesem Projekt ist ja auch, dass ein Verwandter, das Verwandte oder mehrere Verwandte mit herkommen, zu einem Gespräch zu können.

01:03:05: Und das haben wir auch schon bereits wahrgenommen.

01:03:07: Und auch das hilft dem Angehörigen unheimlich.

01:03:11: Und für mich ist es natürlich persönlich der stärkste Anker, dass ich eine Partnerin habe, bei der ich mich öffnen kann, die zu mir hält.

01:03:21: Ich habe diese Therapie hier, bei der ich mich öffnen kann.

01:03:25: Das sind so wichtige Punkte.

01:03:27: Also für mich geht es auf jeden Fall nur noch ins positive weiter.

01:03:31: Aber ich hoffe natürlich auf jeden Fall, dass dieses Projekt weiter bestehen bleibt.

01:03:36: Es ist wichtig, einen sozialen Anker zu haben, oder?

01:03:38: Total.

01:03:39: Also wir haben das ja auch, wenn wir jetzt auch zu verurteilten Tätern ganz grundsätzlich schauen, in der Entlassung zum Beispiel ausnahhaft wird immer auf den sogenannten sozialen Empfangsraum geschaut, der eben auch einen bestimmten Einfluss auf eine Rückfallwahrscheinlichkeit sozusagen hat.

01:04:03: Wenn ich informierte Angehörige habe, die wissen, was ich getan habe, die wissen zum Beispiel eben in unserem Fall von der sexuellen Präferenz, dann haben unsere Patienten eine ganz andere Möglichkeit, auch nochmal außerhalb von Projekt,

01:04:17: vielleicht mit jemandem drüber zu sprechen.

01:04:20: Das heißt, wir versuchen eben auch durch dieses Angebot von diesen Angehörigen Gesprächen, von denen dieser Patient gerade erzählt hat, auch immer Angehörige mit ins Boot zu nehmen.

01:04:31: Wie gesagt, auch mein großes Steckenpferd, weil ich der Meinung bin, ohne dem geht es gar nicht.

01:04:37: Oder anders ist es einfach zu wenig.

01:04:40: Das ist mal so, wir brauchen die Angehörigenagent-Zent dazu. Und da ist es aber auch für Angehörige erstmal wichtig, Informationen zu bekommen und dann sich auch mal ganz laut und offen die Frage stellen zu dürfen, was ist denn jetzt eigentlich meine Verantwortung in all dem.

01:04:55: Und das können wir in gemeinsamen Gesprächen, das sind dann Dreiergespräche, Paar und ein Therapeut, können wir natürlich da unterstützen, dass das Paar miteinander ins Gespräch kommt.

01:05:09: Und das ist mit Sicherheit eines der größten Aspekte, die dieser Patient ja auch heraushebt, die ihm auch in der Zukunft eine große Unterstützung sein wird.

01:05:19: Ja, also ich will natürlich die Therapie so weit abschließen, wie man so etwas abschießen kann oder halt jetzt um Ende durchgehen.

01:05:25: Und es gibt ja dann auch noch diese weitergehende ehemaligen Gruppe.

01:05:31: Auch da wäre ich gerne Teil davon, also sofern es das dann halt noch gibt.

01:05:37: Und wie wird es weitergehen? Naja, wenn es nicht hier nichts mehr gibt, dann werde ich einfach mein Leben weiter bestreiten, so wie vorher auch, jetzt besser gewusstet, weil ich ja jetzt vieles gelandt hab und ja, aber ich meine da irgendwie geht es immer weiter.

01:05:52: Aber ob es halt gut weiter geht, das ist die Frage. Also ich bin natürlich zuversichtlich und optimistisch, dass ich das hinkriegen werde.

01:06:00: Also für mich jetzt, also sagen wir mal so auf eine Seite, das ist ja das wichtigste, dass quasi ich nicht auffällig sein werde und dass ich jetzt nicht mehr schädigen werde.

01:06:09: Also da bin ich sehr zuversichtlich, dass das jetzt hinhauen würde. Aber ich hätte auch gerne ein schönes Leben.

01:06:14: Und das ist halt so, dass ich auch noch hinkriegen möchte, dass ich quasi ja nicht dann wieder mit Depressionen rumhänge und mit Selbstmord Gedanken und einfach nur wie so ein Roboter funktioniert und dann irgendwann mich ausknipst.

01:06:29: Da wären alle aber eben doch wünschenswert.

01:06:34: Find ich ein schöner Satz. Also ich hätte halt auch gerne ein schönes Leben. Kein schöner Satz, ein wichtiger Satz, glaube ich.

01:06:40: Und das haben wir ja in unserem Podcast so oft schon rausgearbeitet. Es geht darum, das Leben eure Patienten lebenswert zu machen.

01:06:48: Denn nur so kann man wahrscheinlich auch über diese Hürde springen.

01:06:52: Also wir alle sind nur dann bereit, etwas zu opfern, auf etwas zu verzichten.

01:06:57: Wenn wir im Gegenzug dafür das Gefühl haben, es lohnt sich auch, es für etwas zu tun.

01:07:03: Also ein lebenswertes Leben ist eine wesentlich hilfreichere Bedienung auf Übergriffe, sage ich jetzt mal, zu verzichten oder auf sexuelle Erfahrungen zu verzichten.

01:07:17: Da brauche ich einfach auch sozusagen etwas wie eine Belohnung, wofür es sich lohnt.

01:07:24: Ansonsten, wenn eh schon alles egal ist, ich glaube, da kann jeder für sich ein Bild machen, dann ist natürlich die Bereitschaft, sich zusammenzunehmen,

01:07:34: nicht so hoch eben wie im Vergleich zu einem lebenswerten Leben.

01:07:40: Und dann haben wir noch einen dritten Patienten.

01:07:42: Ich habe mir noch nicht so die Gedanken gemacht, weil ich einfach immer noch Hoffnung habe, dass es hier weiter geht.

01:07:48: Ich denke, man muss schauen, was kommt. Ich hoffe natürlich, dass es weiter geht.

01:07:54: Und ja, ich tue alles, wie ich helfen kann, dass das Ganze weitergeht.

01:08:00: Und ich hoffe einfach, dass sich nochmal drüber Gedanken gemacht wird, dass dieses Projekt weitergeht.

01:08:05: Dass dieses Projekt weitergeht, ja.

01:08:07: Das wünschen wir uns, glaube ich, alle.

01:08:09: Ja, alles.

01:08:10: Du vorrangig.

01:08:11: Ja.

01:08:12: Deine Kolleginnen und Kollegen und natürlich eure Patientinnen.

01:08:16: Absolut.

01:08:17: Wir haben ja, das haben wir in der letzten Folge schon gehört.

01:08:19: Ich werde trotzdem jetzt mal noch mal einen Ton vorspielen, weil ich die Frage ganz interessant fand, war, was würdest du den entscheiden,

01:08:26: die über die Einstellung der Finanzierung am Ende entscheiden müssen, was würdest du diesen Menschen ins Gesicht sagen?

01:08:33: Ich bin sehr froh, dass ich nicht in dieser Position sein muss, so etwas entscheiden zu müssen, weil es entscheidet.

01:08:41: Ich sage es mal überspitzt gesagt über Leben und Tod, um ein verpfuschtes Leben von Menschen, die ihr gesamtes Leben kaputt machen können,

01:08:50: weil etwas verhindert werden könnte, wenn die Möglichkeit besteht, Hilfe annehmen zu können.

01:08:58: Und diese Hilfe gibt es hier. Die ist da. Und die Menschen, die hier arbeiten, die sind wunderbar, die machen das einfach so toll.

01:09:06: Und ich kann wirklich auch wieder nur jedem Empfehlen, diese Möglichkeit anzunehmen und sich dann dafür auch, naja, stark machen,

01:09:14: das ist schwierig, weil man möchte ja nicht erkannt werden.

01:09:16: Aber die Politiker, die das hören, die sollen sich das wirklich zu Herzen nehmen, es könnte auch ihr Kind sein.

01:09:21: Und es ist einfach unnötig, dass das nicht bezahlt wird.

01:09:26: Die anderen beiden Töne gibt es in unserer vorhergegangenen Folge zu dieser Frage. Die haben dich auch sehr bewegt, oder?

01:09:32: Total. Also ich finde, es ist einfach, ich glaube, wenn man mit Menschen im Kontakt ist, die dieses Leben leben müssen mit dieser Präferenz,

01:09:43: ich habe da wirklich das Privileg, das hatte ich ja auch schon gesagt, dass ich da Vertrauen bekomme

01:09:49: und dass diese Menschen mich wirklich in Lebenssituationen mitnehmen, gefühlt über ihre Erzählungen, die ich ja ohne diese Offenheit nicht hätte.

01:10:00: Also ich stehe so sehr hinter dieser Arbeit und bin so ein absoluter Kämpfer dafür, dass das weitergehen muss.

01:10:08: Und ich werde auch tatsächlich proaktiv dafür sorgen, dass an einzelne Politiker diese Folge zu mir ist. Die müssen ihr hören.

01:10:17: Das werde ich also proaktiv auch betreiben.

01:10:21: Und ich kämpfe so sehr dafür, weil ich jeden Tag mit Menschen zu tun habe, die mir genau diese Dinge erzählen, die wir jetzt gehört haben in dieser Folge.

01:10:31: Und ich glaube, wenn ich nicht ein Herz aus Stein habe, müsste doch bei jedem sich irgendwas regen, zumindest eine Neugier,

01:10:39: ein Interesse zu sagen, die sind nicht alle Monster, die sind nicht alle Böse.

01:10:44: Und wir müssen was tun. Klar kann ein einzelner Politiker nicht viel ausrichten.

01:10:49: Das sehen wir ja zumindest in Deutschland und auch in Österreich.

01:10:54: Aber ich glaube, trotz allem, wenn die Mehrheit von Politikern sich zusammentut und das vielleicht miteinander beschließen und miteinander tragen,

01:11:03: dann werden wirklich viele Menschen wirklich enorm geholfen.

01:11:07: Ich finde auch, es ist eine ganz besondere Folge heute, eine spezielle Folge. Vielleicht ist es sogar mit die emotionalste Folge,

01:11:15: weil wir so ein bisschen Einblick in die Lebenswelt, in die Gedanken eurer Patienten bekommen.

01:11:20: Auch für den schönen Vergleich von dir gerade. Es ist so ein bisschen wie in einer Therapiestunde.

01:11:25: Also es sind die Fragen, die Antworten, die ihr ... wir können heute eigentlich Mäuschen spielen in einer Eurotherapiestunden.

01:11:33: Ja, absolut. Also ich muss auch nochmal ganz, auch hier in dem Rahmen nochmal sagen,

01:11:38: ich habe ganz, ganz große Wertschätzung und Anerkennung dafür, dass sich diese drei Männer bereiterklärt haben.

01:11:45: So viel von sich zu erzählen, ich finde das verdammt mutig, was sie alles von sich erzählt haben und preisgegeben haben.

01:11:51: Ich hoffe, dass alle, die das hören, damit auch sehr wertschätzend und gut umgehen.

01:11:56: Das ist eine Haltung, die ich meinen Patienten gegenüber zu 100 Prozent haben möchte.

01:12:01: Das ist eine Erwartung, die ich an mich und meine Kollegen habe, dass wir mit den Inhalten auch besonders wertschätzend umgehen.

01:12:08: Denn das sind einfach ... wir können das nicht wegläugnen. Wir kriegen das Problem nicht vom Tisch, wenn wir wegschauen.

01:12:15: Wir müssen was tun präventiv und dafür ist es natürlich ganz, ganz toll, dass diese Menschen sich so öffnen,

01:12:22: die drei auch hier im Radio und die anderen eben bei uns im Projekt.

01:12:27: Sind und Zweck von so einem Interview ist ja immer das, dass der Journalist, der Interview, dem zu Interviewen denn Fragen stellt.

01:12:37: Das habe ich ganz gewissenhaft gemacht. Ich finde es aber auch total wichtig, am Schluss, dass es vielleicht ganz oft die wichtigste Frage für mich in einem Interview gibt,

01:12:46: ein Thema über das du sprechen möchtest, über das ich dich bisher nicht gefragt habe.

01:12:52: Also du bist viel mehr in dem Thema drin, als ich. Du hast noch ganz andere Einsichten und bist vielleicht auch noch auf ein Themenkomplex gekommen,

01:13:00: der mir in meiner Recherche gar nicht aufgefallen ist. Und auch das habe ich deine Patienten zum Schluss gefragt.

01:13:06: Gibt es noch was, was du sagen möchtest jetzt zum Ende hin? Und auch da haben zwei noch mal uns was gesagt.

01:13:13: Was im Kopf rum geht, die ganze Zeit ist. Wir haben quasi Hilfe für alle möglichen psychischen Probleme. Es gibt quasi Präventionen für alles Mögliche.

01:13:24: Jetzt würde ich mir erwünschen, dass quasi auch für Leute, die perdophil sind, dass Martin sagt, hey, das ist zwar schwierig und da gibt es kein Ausleben oder so,

01:13:34: aber lass uns reden, also man kann was machen. Also wenn er mich vielleicht abgeholt hätte, als ich noch 14 war,

01:13:41: vielleicht hätte ich nicht ein ganzes Leben voller Depressionen hinter mir gehabt. Jetzt hinter mir.

01:13:45: Und ich bin froh, dass es jetzt aufhört, aber man könnte so viel mehr noch machen, man könnte den Leuten so gut helfen.

01:13:53: Und ja, letzten Endes Opfer einfach vermeiden. Es wäre möglich.

01:13:58: Opfer vermeiden, das ist am Ende das Ding, das wir alle erreichen wollen.

01:14:03: Absolut. Das ist das allererste oberste Ziel neben der Lebensqualität der Betroffenen. Ganz genau.

01:14:09: Also ich hatte mir am Ende eben noch aufgeschrieben, in den nächsten Monaten werde ich hier so viel lernen, bei kein Täter werden.

01:14:19: Und das wird mein Leben auf jeden Fall positiv beeinflussen. Allerdings mein größer Traum und Hoffnung ist aber, dass meine Tochter ein Weg finden wird glücklich zu sein und vielleicht sogar wieder zusammen mit ihrem Vater.

01:14:32: Und das wünsche ich mir natürlich von Herzen, dass wir da wieder ein Weg zusammen finden.

01:14:38: Und ich glaube, das symbolisiert sehr gut, dass das alles eure Patienten, Menschen sind, Menschen, die das Bedürfnis haben, Dinge wieder gut zu machen, die eventuell sich mit Familie und Co. wieder in irgendeiner Form verständigen wollen, weil viele Familien vermutlich an sowas auch zerbrechen.

01:15:00: Ja, wobei ich da beim Thema Wiedergutmachung auch sehr, sehr bremse.

01:15:05: Also ich habe viele Patienten, die das Bedürfnis haben. Ich will jetzt Briefe schreiben und ich will das Geschenk machen und ich will das alles wieder gut machen.

01:15:12: Da bremse ich. Auch das kann nicht unreflektiert stattfinden, denn dann haben wir ja wieder etwas Übergriffiges.

01:15:21: Denn der Patient hat das Bedürfnis, ich will alles wieder gut machen und ob das jetzt für das Opfer gerade richtig ist, der beste Zeitpunkt ist, ob das gerade passt, wird gar nicht drüber nachgedacht.

01:15:33: Das eigene Bedürfnis wird wieder über das des Opfers gestellt. An der Stelle bremse ich meine Patienten immer sehr, sehr, sehr.

01:15:42: Was unglaublich schwierig ist, völlig nachvollziehbar, der leidet natürlich sehr darunter und gleichzeitig sage ich immer, das ist eine Konsequenz aus ihrem Handeln.

01:15:52: Das müssen Sie jetzt aushalten zu Gunsten des Kindes. Und das ist sozusagen etwas, was ich nicht unreflektiert so unterstütze, sondern wo ich sehr schnell bremse und sage, lassen Sie uns da ausführlich drüber nachdenken, ob das richtig ist, was richtig ist und auch in welchem Zeitraum.

01:16:12: Hilfst du auch bei Kontaktaufnahmen? Also gibst du da direkt dann vielleicht Vorschläge oder schreib dir einen Brief zusammen oder gehst du drüber oder lest du das oder machen das die Patienten komplett alleine?

01:16:23: Nein, also das ist ja eben genau das, was ich nicht möchte. Dass das unreflektiert passiert, auch das muss in der Therapie gemeinsam bearbeitet, besprochen, überlegt sein.

01:16:33: Und wenn dann jemand tatsächlich Kontakt aufnehmen möchte, bevor das passiert, lade ich meine Patienten ein, schreiben sie einen Brief, der nicht abgeschickt wird.

01:16:45: Den bringen sie mit in die Therapie. Wir schauen uns an, was steht da drin, wie geht es Ihnen? Also wenn ich so einen emotionalen Brief schreibe, komme ich ja noch mal oft an ganz andere Themen ran, als wenn ich das in einer Gesprächsstunde mit meinem Gegenüber bespreche.

01:17:00: Das ist wie Woche, was du gesagt hast mit dem Bildschirm, gefühlte Anonymität.

01:17:04: Genau. Und in dem Moment, wo ich einen Brief schreibe, ist das tatsächlich ein Moment, in dem ich mir die Zeit nehme zu reflektieren, was möchte ich meinem Gegenüber sagen.

01:17:17: Und so einen Brief zu schreiben, das finde ich total wertvoll und ganz, ganz gut. Gleichzeitig darf der nicht impulsiv einfach abgeschickt werden, sondern wir besprechen diesen Brief, wir schauen, was gibt es noch, was steckt da sozusagen noch drinnen an Information, die auch für unsere Arbeit mit dem potenziellen Täter wichtig ist, oder mit dem Täter zu dem Zeitpunkt ist das ja schon passiert, oder hat das ja schon getan, so rum.

01:17:45: Und daraus versuchen wir sozusagen wieder, Puzzleteilchen rauszufinden, um die dann zu einem ganzen Bild zusammenzusetzen.

01:17:54: Ob dieser Brief dann zu einem späteren Zeitpunkt wirklich weggeschickt wird, ist Verhandlungssache. Also auch das braucht wieder Zeit, das sind wir wieder bei dem Thema.

01:18:05: Ja, die Zeit.

01:18:06: Apropos Zeit, unsere Zeit neigt sich dem Ende, nicht weil ich nicht mehr mit dir quatschen möchte, sondern weil jetzt tatsächlich die Otöne, die ich davor bereitet hatte, alle auf meinem Zettel hier durchgestrichen sind.

01:18:17: Lizzie, danke dir.

01:18:19: Ich danke sehr.

01:18:20: Danke, dass ich ganz besondere Folge danke, dass ich zu deinen Patienten durfte, mit ihnen sprechen durfte, auch an euch drei, falls ihr gerade zuhört, danke, dass ihr mit mir gesprochen habt.

01:18:31: Das hat mir auch sehr viel bedeutet und ich glaube, wir haben hier gemeinsam zu fünf praktisch eine ganz fantastische, eine ganz spezielle, eine ganz emotionale Folge heute geschaffen.

01:18:41: Ich möchte auch nochmal gerne Danke sagen und auch wirklich große Anerkennung für den Mut und die Offenheit für das, was die Patienten hier beigetragen haben.

01:18:51: Ja.

01:18:52: Und auch von mir vielleicht noch ein kleiner Einwurf, also wenn du, wie du angekündigt hast, das eventuell an den einen oder anderen Politiker schickst und der das jetzt hört, nehmt euch die Zeit, hört gerne den ganzen Podcast an von Folge eins.

01:19:04: Da wird man ganz viel über das Thema lernen.

01:19:07: Ich habe ganz viel über das Thema gelernt und vielleicht gibt das so eine gewisse Einsicht, sein Stigma, dass man da im Kopf hat zu überdenken.

01:19:16: Und vielleicht schaffen wir es ja so, dass die Finanzierung ein bisschen länger geht als über 25 hinaus.

01:19:22: So hoffen wir.

01:19:23: Und wir sind natürlich auch jederzeit bereit, auch gerne mit Politikern in Kontakt zu treten, die sich noch mehr dafür interessieren.

01:19:30: Wir schauen noch ganz kurz voraus, dass wir eigentlich, in Anführungsstrichen eigentlich heute nur so eine Zwischenfolge gewesen, die entstanden ist, weil ich sehr viel Material aus der letzten Folge übrig hatte.

01:19:42: Wir schauen trotzdem kurz, um was geht es denn in unserer nächsten Folge.

01:19:47: Wir haben ein Gast, das ist eine Schulpsychologin, mit der du zusammen ein Projekt geleitet hast, geführt hast in einer Realschule mit Zip-Gläslern.

01:20:01: Wie tie sich jetzt darauf, ohne zu viel zu erzählen?

01:20:06: Ich sage es mal so, das ist Zufall, wirklich ungeplant. Ihr wart in meiner alten Schule, ich war dort auf der Realschule, hab da damals meinen Realschulabschluss gemacht und find's total spannend mit Zip-Gläslern, wie alt sind die, 13, 14 Jahre alt, über dieses ganze Thema, Übergriffe, Pedophilie und Co. zu sprechen.

01:20:31: Und da haben wir eine extrem spannende Folge, weil ihr stellt das Projekt vor.

01:20:35: Drei Schritte habt ihr mit den Schülern durchgenommen. Zusätzlich gab's noch einen Elternabend, wo man mit den Eltern auch über das Thema gesprochen hat.

01:20:43: Und was ich mitgenommen habe, die Eltern fanden das ganz fantastisch, oder? Und die haben sich gewünscht, dass es sogar noch mehr angesprochen wird.

01:20:50: Ja, genau. Also in dieser Schule, das war wie so ein Pilotprojekt, das ich so mal für mich ausprobieren wollte.

01:21:00: Wie nehmen das die Kinder an? Wie muss ich es didaktisch aufbereiten, dass die auch was mitnehmen können?

01:21:05: Und da war eben die Dame, die du schon angesprochen hast, die Psychologin, sofort ganz offen mich dazu unterstützen.

01:21:12: Die hat mir dann eben die Klasse zur Verfügung gestellt und hat die auch abseits davon sozusagen ein Stück betreut und begleitet.

01:21:19: Und daraus hat sich dann jetzt dieses Schulprojekt ergeben, dass wir jetzt unter Anfangsstrichen leider nur in Baden-Württemberg anbieten dürfen.

01:21:29: Also wir dürfen da keine Schulen aus anderen Bundesländern besuchen.

01:21:32: Was sehr schade ist, weil die Schule, wo du warst, ist da eine in Bayern.

01:21:36: Und da ist aber ein ganz, ganz großes Interesse in der Schule in Bayern zumindest entstanden,

01:21:43: dass da möglichst viele Kinder, möglichst viele Schulklassen dieses Präventionsprojekt mitmachen sollen.

01:21:51: Und aktuell läuft dieses Projekt eben auch in Ulm und Umulm interessierte Schulen, die dann Kontakt aufnehmen mit uns

01:21:59: und wir dann in diese Schule gehen und dieses Präventionsprojekt durchführen.

01:22:03: Das war ursprünglich geplant für Siebtlössel und dann kam es über der Wunsch von Eltern, dass es ausgeweitet wird auf weitere Klassen, gell?

01:22:09: Ja, das Projekt haben wir von siebter bis neunter Klasse sozusagen in unserem Projektplan und sind da relativ flexibel.

01:22:19: Es gibt den Wunsch auch für Jugendliche, also für Ältere.

01:22:22: Da kann ich nur dieses Projekt in der Form einfach nicht durchführen, weil wenn ich da 13, 14-jährige anspreche

01:22:28: und dann mache ich das gleiche Projekt mit 17-jährigen, die gehen, also die fühlen sich da nicht angesprochen.

01:22:33: Das heißt auch, das müsste man wieder adaptieren für das Alter jeweils.

01:22:39: Es ist ein unglaublich spannendes Thema und in unserer nächsten Folge werden wir mehr darüber erfahren.

01:22:44: Ich freue mich schon und bedanke mich bei dir, Lissi, dass du heute wieder bei mir warst.

01:22:48: Sehr gerne, ich danke auch.

01:22:49: Wir hören uns dann demnächst wieder mit der Realschule in Pful.

01:22:53: Liebe Grüße an alle Lehrer, die es hören wollen oder vielleicht auch nicht.

01:22:58: Kein Täter werden. Ein Leben mit Pädophilie. Der Podcast.

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